Auf einem Bierdeckel zusammengefasst: Patientensicherheit und Datenintegrität
Am TMF-Jahreskongress 2013 im DKFZ in Heidelberg nahmen rund 200 medizinische Forscher teil. © TMF e.V.
Um die Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten von Erkrankungen voranzubringen, ist medizinische Forschung mit Patienten unerlässlich. Sie ist aber auch sehr aufwändig, da die Anforderungen an die Qualität der Daten hoch und zahlreiche Vorgaben zu beachten sind. Den Sinn des großen Aufwands könne man auf einem Bierdeckel zusammenfassen: Patientensicherheit und Datenintegrität, so eine Referentin beim 5. TMF-Jahreskongress, der am 13. und 14. März 2013 mit rund 200 Teilnehmern am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg stattfand. Einigkeit bestand darüber, dass diese Anforderungen langfristig verfügbare Infrastrukturen erfordern und dass es hierfür entsprechende wissenschaftliche Anreize geben muss.
Gerade auch angesichts der steigenden Datenmengen in der Forschung – Stichwort „Big Data“ – stehen insbesondere die Universitätskliniken vor großen technologischen wie organisatorischen Herausforderungen, wie Prof. Dr. Guido Adler, Ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Heidelberg, betonte. Und wer heute nicht in den Aufbau einer großen Biobank investiere, werde in einigen Jahren als Forschungsstandort bedeutungslos sein. Die TMF spiele dabei als unterstützender Einrichtung und Ort für den Erfahrungsaustausch zwischen den Forschern eine wichtige Rolle.
Öffentliche Grundfinanzierung nötig
Prof. Dr. Antje Boetius (Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung) als Vertreterin des Wissenschaftsrates betonte, dass ein rascher Zugang zu Forschungsdaten und deren langfristige Verfügbarkeit wesentliche Erfolgsfaktoren für den wissenschaftlichen Fortschritt sein werden. Der Aufbau und Betrieb der entsprechenden Infrastrukturen brauche allerdings eine öffentliche Grundfinanzierung. Die Erwartung, dass die Anforderungen über reine Selbstorganisation der Wissenschaft gelöst werden könnten, greife zu kurz.
Prof. Dr. Gert G. Wagner (Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten) monierte, dass es für die Arbeit der Datenproduzenten zu wenig Anreize gebe, was im schlimmsten Falle dazu führe, dass die Produktion sinnvoller Forschungsdaten unterbleibe. Es müssten Dokumentations- und Zitationsregeln, Strategien zur Langzeitarchivierung und Metadatenportale entwickelt werden. Er empfehle, mit den Verlagen und Bibliotheken als Archivierungs- und Zugangsspezialisten in Diskurs zu treten und sie systematisch in die weitere Entwicklung einzubeziehen.
Perverse Anreize schaffen paradoxe Effekte
Die Einführung marktlicher Mechanismen in die Wissenschaft habe versagt, erläuterte Prof. Dr. Dr. h.c. Margit Osterloh (Universität Zürich und University of Warwick) in ihrem Vortrag. Forschung sei ein vorwiegend öffentliches Gut, das durch fundamentale Unsicherheit über den zu erwartenden Erfolg gekennzeichnet sei.
Peer Reviews oder Rankings, die als Marktersatz fungierten, seien nicht zuverlässig genug, so Osterloh. Zwar könne man die Qualität dieser Verfahren verbessern, wenn auch zu hohen Kosten, dennoch schüfen sie mit perversen Anreizen paradoxe Effekte im Wissenschaftssystem: So käme es auf der individuellen Ebene beispielsweise zu Motivationsverschiebungen, wenn das ursprüngliche Streben nach wissenschaftlicher Erkenntnis in ein Streben nach Veröffentlichungen oder Erfolg bei Rankings mutiere. Auf institutioneller Ebene seien unter anderem Lock in-Effekte zu beobachten, die nicht zuletzt dazu führen könnten, dass überwiegend Mainstream-Forschung gefördert würde. Insgesamt habe sich gezeigt, dass dort, wo die Informationsasymmetrie groß sei, pauschale Bewertungsverfahren besser geeignet seien als exakte Verfahren.
Brückenköpfe“ verknüpfen Systeme an verschiedenen Standorten
Verschiedene Vorträge machten an konkreten Beispielen deutlich, was unter Infrastrukturen in der biomedizinischen Forschung verstanden werden kann:
So baut das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) eine gemeinsame Kommunikationsplattform auf, die als „Brückenkopf“ die unterschiedlichen IT-, Biobanken- und Studiensysteme der verschiedenen Standorte verknüpfen soll, wie Prof. Dr. Frank Ückert (Universitätsklinikum Mainz) darstellte. Ähnliche Konzepte werden derzeit auch in den anderen Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung aufgebaut. In einem Workshop kurz vor Kongressbeginn hätten Vertreter der Zentren vereinbart, den Prozess nicht weiter zu steuern. Die Konzepte sollten sich über ihre Qualität verbreiten.
Aus der Perspektive der Industrie berichtete Manuela Müller-Gerndt (IBM) über die Entwicklung des Supercomputers IBM Watson, der als kognitives System helfen soll, der zu erwartenden Datenflut zu begegnen. Für den Healthcare-Bereich solle es die evidenzbasierte Medizin unterstützen. Man stehe hier allerdings erst am Anfang: erste Ansätze gebe es bereitsin der Onkologie. Ohne die Mitwirkung der Forscher sei so ein Werkzeug jedoch nicht zu entwickeln.
Prof. Dr. Guido Adler (Ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Heidelberg). © TMF e.V.
Prof. Dr. Antje Boetius (Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung). © TMF e.V.
Prof. Dr. Gert G. Wagner (Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten). © TMF e.V.
Prof. Dr. Dr. h.c. Margit Osterloh (Universität Zürich und University of Warwick). © TMF e.V.
Prof. Dr. Otto Rienhoff moderierte die Schwerpunktsession am ersten Kongresstag. © TMF e.V.
Prof. Dr. Frank Ückert (Universitätsklinikum Mainz). © TMF e.V.
Manuela Müller-Gerndt (IBM). © TMF e.V.
Dr. Silke Argo (Leiterin der NGFN-Geschäftsstelle), Dr. Valérie Gailus-Durner (HelmholtzZentrum München) und PD Dr. Stefan Wiemann (DKFZ). © TMF e.V.
Zentrale Plattformen für die Genomforschung
Eine ganze Reihe von Infrastrukturen ist im Nationalen Genomforschungsnetz (NGFN) aufgebaut worden: von einer Sequenzier-Plattform über Biobanken und Methodenzentren bis hin zur Deutschen Mausklinik, wie Dr. Silke Argo, die Leiterin der NGFN-Geschäftsstelle, ausführte.
Dr. Valèrie Gailus-Durner (HelmholtzZentrum München) stellte die Mausklinik als eine Open access-Plattform für die wissenschaftliche Community vor. Die Mausmodelle (transgene Mäuse, Knockout-Mäuse etc.) werden unter standardisierten Bedingungen für die Erforschung von Krankheiten systematisch charakterisiert. Über das vom NGFN geförderte Europäische Mausmutanten-Archiv werden derzeit 2.900 Mausmodelle vorgehalten und weltweit verteilt.
PD Dr. Stefan Wiemann (DKFZ) berichtete unter anderem über die Genomics and Proteomics Core Facility am DKFZ, die einige der Kongressteilnehmer am Morgen bereits hatten besichtigen können. Auch diese Strukturen stehen der Forschergemeinschaft zur Verfügung.
Biobanking wird eine wissenschaftliche Disziplin
Biobanken in Deutschland haben im internationalen Vergleich Nachholbedarf beim „Public Involvement“. Entsprechende Aktivitäten, die über die reine Information hinausgingen, seien notwendig, um auch langfristig das Vertrauen der Bevölkerung in die Biobanken-Forschung zu stärken und zu sichern, wie Prof. Dr. Daniel Strech (Medizinische Hochschule Hannover) darlegte. Allerdings gebe es noch zahlreiche methodische Herausforderungen und es sei dringend erforderlich, die Maßnahmen begleitend zu evaluieren.
Biobanking entwickelt sich derzeit von einer Aktivität von Wissenschaftlern zu einer wissenschaftlichen Disziplin. Entsprechend notwendig seien Fortbildungs- und Trainingsprogramme, so Prof. Dr. Fay Betsou (Integrated Biobank of Luxembourg). Dies betreffe das Personal, das direkt in der Biobank arbeite, ebenso wie die Kliniker, Studienschwestern oder Forscher, die ebenfalls mit den Materialien arbeiten. Die Organisation ISBER, deren President-Elect Betsou derzeit ist, habe hierzu Tools und Maßnahmen entwickelt.
Die Qualität der Daten hängt von der Qualität der Materialien ab
Die Qualität der Daten in der Biobanken-Forschung hängt maßgeblich von der Qualität der gelagerten Materialien ab. Allerdings sei für den Bereich der Flüssigproben eine ernsthafte Qualitätssicherung in der Phase der Präanalytik derzeit noch „eine Büchse der Pandora“, so Prof. Dr. Michael Neumaier (Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg). SOPs, Analytik und Kryotechnologie funktionierten bisher keinesfalls befriedigend. Notwendig sei eine Qualitätskartierung der Biobanken-Landschaft, um die Prozesse und Archive optimieren zu können.
Auch für Gewebeproben ist eine Qualitätskontrolle bei der Gewinnung, Einlagerung, Verarbeitung und Weitergabe der Proben unerlässlich. Wie Dr. Esther Herpel (Universitätsklinikum Heidelberg) erklärte, muss entschieden werden, ob die Qualitätskontrolle histologisch oder molekularpathologisch erfolgt und welche der Informationen dem Empfänger der Proben zur Verfügung gestellt werden sollen. Der von ISBER entwickelte SPREC-Code sei eine gute Möglichkeit, die Vergleichbarkeit der Qualität von Proben darzustellen.
Neue EU-Verordnung zu klinischen Studien ist in Vorbereitung
Im Sommer 2012 hat die Europäische Kommission den Entwurf einer „Regulation on clinical trials on medicinal products for human use, and repealing Directive 2001/20/EC“ vorgelegt. Durch die Umwandlung der Richtlinie in eine Verordnung solle ein einheitlich gültiger Rechtsrahmen für alle Mitgliedstaaten für die Genehmigung klinischer Prüfungen geschaffen werden, wie Insa Bruns (KKS Netzwerk) berichtete.
Neu sei insbesondere, dass die Antragsunterlagen künftig über ein zentrales Portal eingereicht werden könnten und dass es nur noch ein einheitliches Antragsdossier geben werde. Überdies sei die Einführung eines risikobasierten Ansatzes für bereits zugelassene Prüfpräparate geplant. Gerade für die akademische Forschung gebe es einige sehr kritische Amendments der Ausschüsse. Bis April 2013 gebe es noch die Möglichkeit Einfluss zu nehmen, wobei insgesamt noch mit einem längerwierigen Gesetzgebungsverfahren zu rechnen sei.
Prof. Dr. Daniel Strech (Medizinische Hochschule Hannover). © TMF e.V.
Prof. Dr. Fay Betsou (Integrated Biobank of Luxembourg). © TMF e.V.
Prof. Dr. Michael Neumaier (Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg). © TMF e.V.
Dr. med. Esther Herpel (Universitätsklinikum Heidelberg). © TMF e.V.
Insa Bruns (KKS Netzwerk). © TMF e.V.
Der Sponsor hat viele Aufgaben – und alle müssen erfüllt werden
Täglich wird weltweit mindestens eine wissenschaftliche Publikation von einer Fachzeitschrift zurückgerufen – immer verbunden mit einem Reputationsverlust für die jeweiligen Autoren, aber auch für die Institution, der sie angehören. Indem sie Forschung am Standort zulasse, übernehme die Universität entsprechend bereits eine große Verantwortung. Darauf wies Dr. Steffen P. Luntz (KKS Heidelberg) hin. Wenn die Einrichtung für die am Standort geleiteten Investigator Initiated Trials (IITs) die Sponsor-Funktion übernehme, habe sie auch die Möglichkeit, die Studiendurchführung zu kontrollieren und Fehlverhalten zu verhindern. Hierfür seien entsprechende Strukturen innerhalb der Fakultät oder des Klinikums notwendig. Häufig delegierten die Fakultäten beispielsweise konkrete Sponsoraufgaben an den Studienleiter und weitere Partner im Klinikum wie beispielsweise ein KKS.
So komplex die Verantwortung des Sponsors auch ist, die übergeordneten Ziele der Sponsorfunktion gemäß Good Clinical Practice (GCP) passen auf einen Bierdeckel: Patientenschutz und Datenintegrität. Es helfe, sich dies angesichts der Vielzahl von Aufgaben – „und alle müssen erfüllt werden“ – immer wieder vor Augen zu führen, so Dr. Christine Georgias (Universität zu Köln). Sie stellte das „Kölner Sponsor-Modell“ für multizentrische Studien vor, an dem sich auch andere Universitäten mittlerweile orientierten. Nach diesem Modell delegiert die Universität als Sponsor die Sponsoraufgaben an das (Forschungs-)Dekanat mit einer eigenen Qualitätssicherungsabteilung und an das ZKS Köln. Studienleiter müssen entsprechend an die Universität einen Antrag auf Sponsorübernahme stellen, anhand dessen die Studienrisiken überprüft werden.
Risikoabwägung ist eine gesellschaftliche Frage
Dual use-Potenzial von Material, Technologie oder Wissen ist immer dann gegeben, wenn neben dem ursprünglichen „guten“ Verwendungszweck auch ein Einsatz zum Schaden von Menschen, Tieren, Pflanzen oder Umwelt möglich ist. „Fast alles erfüllt diese Kriterien“, erläuterte Dr. Christine Uhlenhaut (Informationsstelle des Bundes für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene am Robert Koch-Institut) in der Evening Lecture, mit dem das Programm des ersten Kongresstages endete. Relevant sei das Phänomen nur, wenn die Technologien oder das Wissen direkt missbraucht werden könnten und ein signifikantes Schadenspotential hätten.
Wie die aktuelle Diskussion um die Vogelgrippe-Forschung gezeigt hat, geraten Forscher und Regierungen hier schnell in ein Dilemma: Die einen, weil sie möglicherweise für Taten Dritter verantwortlich sein könnten, die anderen, weil sie Verantwortung tragen für die Sicherheit und Gesundheit der Bevölkerung. Wie man mit dem Risiko eines Forschungsvorhabens umgehe, sei eine gesellschaftliche Frage, die viel mit den ethischen Prinzipien und Werten des jeweiligen Kulturkreises zu tun habe, so Uhlenhaut. Bei der Risiko-Nutzen-Abwägung müsse man auch die Frage stellen, welche Folgen die Nicht-Durchführung des Projektes hätte, weil man beispielsweise auf bioterroristische Angriffe nicht ausreichend vorbereitet sei.
Neue Publikationsformen in der Wissenschaft befördern Transparenz
Mit der traditionellen Publikationskultur in der Forschung gelangen überwiegend nur die positiven Ergebnisse in den Kreislauf der Wissenschaft. Negative Resultate werden nicht veröffentlicht, viele Ideen für Forschungsvorhaben gar bereits in der Ideenphase verworfen. Die neuen, internetbasierten Publikationsformen böten hier eine hilfreiche Ergänzung, erläuterte PD Dr. Sönke Bartling (DKFZ) in seiner Keynote zu Online Social Networks und neuen Publikationsformen in der medizinischen Wissenschaft. Denkbar sei auch eine Entwicklung hin zu dynamischen wissenschaftlichen Publikationen, die mit neuen Ergebnissen fortlaufend angepasst werden könnten.
Studien und Register künftig parallel führen
Der Publication Bias, der entsteht, weil über negative Resultate zu wenig berichtet wird, war auch der Anlass für die Etablierung des Deutschen Registers Klinischer Studien (DRKS). Klinische Studienregister würden von vielen Beteiligten im Forschungsprozess, von Behörden und Forschungsförderinstitutionen sowie auch von Patienten genutzt, erläuterte Dr. Gabriele Dreier (Universitätsklinikum Freiburg). Das DRKS, das auch Primärregister der WHO ist, nimmt nicht nur Arzneimittelstudien auf, sondern auch alle anderen Studienarten. Zwischen den verschiedenen nationalen und internationalen Registern würden die Daten ausgetauscht. Seit 2012 könne man den Registereintrag auch gleichzeitig mit dem Antrag bei der Ethikkommission vornehmen, womit Extra-Aufwand für die Registrierung entfalle.
Neben klinischen Studien gewinnen auch klinische Register zunehmend an Bedeutung. Prof. Dr. Edmund Neugebauer (Universität Witten-Herdecke) plädierte dafür, Studien und Register künftig parallel zu führen. Register könnten neben den Studien wertvolle zusätzliche Informationen für die Qualitätssicherung von Behandlungen sowie Anhaltspunkte auf den Nutzen oder Schaden von Interventionen liefern. Allerdings komme es auch bei den Registern auf die Qualität an – bisher sei die Heterogenität groß und das Feld unübersichtlich. Neben den Methodenpapieren des Deutschen Netzwerks Versorgungsforschung (DNVF) sei deshalb nun geplant, in einem TMF-Projekt gemeinsam ein Register für Register aufzubauen und einen Leitfaden für Gute Register-Praxis zu erarbeiten.
Dr. Steffen P. Luntz (KKS Heidelberg). © TMF e.V.
Dr. Christine Georgias (Universität zu Köln). © TMF e.V.
PD Dr. Sönke Bartling (DKFZ). © TMF e.V.
Dr. Gabriele Dreier (Universitätsklinikum Freiburg). © TMF e.V.
Prof. Dr. Edmund Neugebauer (Universität Witten-Herdecke). © TMF e.V.
Internetplattformen erleichtern den Austausch von Proben
Das Datenbank-Internetportal der Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen dagegen registriert Wissenschaftler und trägt damit zur Verknüpfung von Einrichtungen und Projekten bei. Die Forscher könnten über das Portal auch Proben, Zelllinien oder Erreger austauschen, so Dr. Nils Kley (Friedrich-Loeffler-Institut). Aktuell seien 544 Wissenschaftlerprofile hinterlegt, und es würden mehr als 12.500 Proben angeboten.
Im Deutschen Biobanken-Register sind aktuell 114 Biobanken registriert, von denen 86 Prozent krankheitsbezogen und etwa acht Prozent populationsbezogen konzipiert sind. Dr. Roman Siddiqui (TMF) erläuterte, dass jede Biobank selbst entscheiden könne, in welcher Detailtiefe sie ihre Ressourcen eingibt und damit für andere Forscher sichtbar macht. Das System biete auch Schnittstellen zu anderen Infrastrukturen. Das Register macht wichtige Ressourcen für die biomedizinische Forschung öffentlich sichtbar.
Ein Meter Papierakten pro Bett und Jahr
Pro Krankenhausbett kommt jährlich etwa ein Meter an Papierakten zusammen, die nach den verschiedenen rechtlichen Vorgaben für lange Zeiträume aufbewahrt werden müssen. Die Lösung der damit einhergehenden Platzprobleme liegt für viele Kliniken im ersetzenden Scannen. Gerade für Dokumente aus klinischen Studien stelle sich dabei die Frage nach der GCP-gerechten Umsetzung der Vorgaben, berichtete Gabriele Schwarz (BfArM).
Gemeinsam haben KKS-Netzwerk, GMDS, TMF und Behördenvertreter hierzu ein Eckpunktepapier erstellt, das die regulatorischen Vorgaben darstellt und die Punkte für deren Umsetzung beschreibt. Das Papier sei zur Veröffentlichung in deutsch- und englischsprachigen peer reviewed Journals angenommen und werde in Kürze unter anderem auch über die TMF-Website veröffentlicht, so Schwarz.
k-Anonymität und l-Diversität bieten Schutz vor Reidentifizierung
Nicht in allen Forschungsprojekten kann eine Anonymisierung durch Entfernen der Identifikatoren eine Reidentifizierung einzelner Personen oder Proben ausschließen. Entsprechendes Zusatzwissen vorausgesetzt, können möglicherweise auch aus anonymen Datenbanken sensible Gesundheitsinformationen abgefragt werden. Dies kann durch eine starke Vergröberung der medizinischen Daten mittels k-Anonymisierung und l-Diversität vermieden werden, wie Prof. Dr. Johann Eder (Universität Klagenfurt) bei der Vorstellung des von ihm entwickelten „Anon-Tools“ erklärte. Die Spezialität dieses Tools sei, dass der Nutzwert der anonymisierten Daten spezifisch für die geplante Verwendung optimiert werde. Die TMF werde das Tool in Kürze über ihre Website bereitstellen.
Das geeignete Konstrukt, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln
„Nach wie vor gibt es viele Herausforderungen und Aufgaben für die gemeinsame Arbeit der medizinischen Forscher unter dem Dach der TMF“, so fasste Prof. Dr. Michael Krawczak, Vorstandsvorsitzender der TMF, seine Tagungseindrücke zusammen. Die TMF sei das geeignete Konstrukt, um die Entwicklung von Lösungen zu planen und umzusetzen. Er dankte den Referenten und dem Programmkomitee für ihre guten Beiträge sowie dem NGFN und dem DKFZ, die als lokale Partner den Kongress unterstützt hatten.
Dr. Nils Kley (Friedrich-Loeffler-Institut). © TMF e.V.
Dr. Roman Siddiqui (TMF). © TMF e.V.
Gabriele Schwarz (BfArM). © TMF e.V.
Prof. Dr. Johann Eder (Universität Klagenfurt). © TMF e.V.
Prof. Dr. Michael Krawczak dankte Dr. Silke Argo, Leiterin der NGFN-Geschäftsstelle für ihre Initiative, den TMF-Jahreskongress 2013 in Heidelberg durchzuführen. © TMF e.V.
Downloads
Schwerpunkt: Wissenschaftsinfrastrukturen
Beispiele für Wissenschaftsinfrastrukturen in der Medizin
Anhang | Size |
---|---|
Manuela Müller-Gerndt (IBM Deutschland GmbH): IBM Watson | 2.5 MB |
Klinische Studien
Keynote
Register für Forschungsinfrastrukturen: Services für mehr Transparenz
IT-Infrastruktur und Datenschutz: Aktuelle Projekte und Ergebnisse
Weiterführende Informationen