Pressemitteilung

Nationales Digital Health Sym­po­sium 2022 stellt den Eu­ro­päi­schen Ge­sund­heits­da­ten­raum in den Mit­tel­punkt

4. Nationales Digital Health Symposium am 06. Dezember 2022 in Berlin vernetzt Expertinnen und Experten aus Forschung, Versorgung, Verbänden und Politik

Session 3 des NDHS 2022

Beim Nationalen Digital Health Symposium 2022 haben Experten und Expertinnen des Gesundheitswesens im Kaiserin-Friedrich-Haus zusammengefunden. © TMF e.V.

Die Europäische Kommission hat im Mai 2022 den europäischen Raum für Gesundheitsdaten (European Health Data Space – EHDS) auf den Weg gebracht, der einer der zentralen Bausteine einer starken europäischen Gesundheitsunion werden soll. Der EHDS soll einen kohärenten, vertrauenswürdigen und effizienten Rahmen für die Nutzung von Gesundheitsdaten für Forschung, Innovation, Politik und Regulierung innerhalb der Europäischen Union schaffen. Auf dem 4. Nationalen Digital Health Symposium am 06. Dezember 2022 in Berlin tauschten sich Expertinnen und Experten aus Forschung, Versorgung und Politik zu den Chancen und Herausforderungen einer europaweiten Gesundheitsdatennutzung aus.

Semler beim NDHS 2022

TMF-Geschäftsführer Sebastian C. Semler eröffnet die Konferenz. © TMF e.V.

„Der Europäische Gesundheitsdatenraum bietet große Chancen für Forschung und Versorgung, da ein innereuropäischer Datenaustausch für eine bessere Gesundheitsversorgung und eine Nachnutzung von Gesundheitsdaten für die Forschung möglich werden sollen“, führt Sebastian C. Semler, Geschäftsführer der TMF, zu Beginn der Veranstaltung aus. Der EHDS soll damit nicht nur die grenzüberschreitende Versorgung, sondern auch die Forschung und den Datenaustausch europaweit verbessern. „Wie genau das aussehen kann und wie die Anschlussstrukturen in Deutschland gestaltet werden sollten, darüber muss nun ein partizipativer Stakeholder Dialog geführt werden“, so Semler.

Der EHDS besteht im Wesentlichen aus zwei Säulen: der EHDS 1 regelt die Fragestellungen rund um die grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung der Bürgerinnen und Bürger, der EHDS 2 regelt die Sekundärnutzung von Daten für Forschung und Innovation. Eine wichtige Anschlussstruktur stellt hier die elektronische Patientenakte (ePA) dar. „Bei der Weiterentwicklung der elektronischen Patientenakte im Kontext des EHDS muss der Beitrag, den sie für eine unmittelbare Verbesserung der Versorgung leisten kann, konsequent in den Mittelpunkt gestellt werden“, fordert Nino Mangiapane von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) auf dem Symposium. Dr. Martin Danner, BAG Selbsthilfe, plädierte in diesem Zusammenhang für einen größeren Alltagsnutzen der ePA. Gerade die Möglichkeit der direkten Terminbuchung sei eine ganz wichtige Funktionalität.

Bei der Weiterentwicklung der elektronischen Patientenakte im Kontext des EHDS muss der Beitrag, den sie für eine unmittelbare Verbesserung der Versorgung leisten kann, konsequent in den Mittelpunkt gestellt werden.

Nutzung der Da­ten für die Ge­sund­­heits­ver­sor­gung in Deutsch­land und Eu­ro­pa

Der EHDS soll einen echten Binnenmarkt für digitale Gesundheitsdienste und -produkte fördern. Dabei steht die Frage im Raum, was man realistisch von den Daten erwarten kann und welchen Nutzen der EHDS für die Gesundheitsversorgung haben wird. Pia Maier vom Medizintechnikhersteller Medtronic betonte, dass strukturierte Daten aus ganz Europa wünschenswert wären, um den Forschungsstandort Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen. Außerdem brauche es eine bessere gesellschaftliche Auseinandersetzung, wofür Gesundheitsdaten genutzt werden können, um dann zu einem gesellschaftlichen Konsens zu gelangen. „Wir müssen alle mitnehmen und gut darstellen, wofür Datennutzung sinnvoll ist“, so Maier.

Session 1 vom NDHS 2022

Die erste Session des NDHS. Von links nach rechts: Dr. med. Leonor Heinz, Jürgen Zurheide, Dr. Stephan Schug und Nino Mangiapane. © TMF e.V.

Geisthardt beim NDHS 2022

Dennis Geisthardt vom Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg). © TMF e.V.

Greve beim NDHS 2022

Bernd Greve ist der Geschäftsführer der mio42 GmbH. © TMF e.V.

Nino Mangiapane beim NDHS 2022

Nino Mangiapane von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). © TMF e.V.

Maier beim NDHS 2022

Pia Maier von der Medtronic GmbH ist als Government Affairs Specialist Digital tätig. © TMF e.V.

Dr. med. Leonor Heinz beim NDHS 2022

Dr. med. Leonor Heinz ist Leiterin der Koordinierungsstelle von DESAM-ForNet. © TMF e.V.

Dennis Geisthardt vom bvitg unterstrich, dass Akzeptanz bei allen Stakeholdern ein ganz wesentlicher Faktor für den Erfolg des EHDS sei. „Wir müssen Mehrwerte besser quantifizieren und kommunizieren“, sagte Geisthardt.

Aus der Perspektive der Tagesspiegel-Redakteurin Marie Zahout geht es erstmal vor allem um Aufklärung: „Welche Daten werden gesammelt, was passiert damit?“, stellte sie als Frage in den Raum.

Marcel Weigand von der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland sieht zunächst einmal große Vorteile und Chancen im EHDS: „Es ist gut, dass die Vorschläge der EU-Kommission Deutschland nun mächtig unter Druck setzen. Nach zwei Jahrzehnten erfolgloser Digitalisierungsversuche seitens sich gegenseitig blockierender Selbstverwaltung und abstruser Datenschutzvorgaben kommt nun Bewegung in die Digitalisierung der Gesundheitsdaten.“

Deutsch­land muss An­schluss­fäh­ig­keit her­stel­len

Wichtig sei jedoch, dass in Deutschland jetzt gehandelt und sichere, datenschutzkonforme Infrastrukturen entwickelt werden. Darin sind sich die Akteure aus Forschung, Versorgung, Industrie und Politik einig. „Die EU-Kommission hat mit der Verordnung zum EHDS einen mutigen Aufschlag gemacht. Nun haben wir einen hohen Veränderungsdruck, den EHDS auszugestalten“, sagte Stefan Höcherl von der gematik. „Wir müssen uns auf den Europäischen Gesundheitsdatenraum in Deutschland vorbereiten. Momentan sind wir weit entfernt davon, anschlussfähig zu sein. Insbesondere in den Bereichen Datenschutz, Patienteneinwilligungen, Datenverknüpfbarkeit und Akzeptanz gilt es nachzuziehen und gemeinsam mit allen Stakeholdern den nationalen Rahmen zu gestalten“, resümiert Semler.

Höcherl beim NDHS 2022

Stefan Höcherl von der gematik auf dem 4. Nationalen Digital Health Symposium. © TMF e.V.

Pressekontakt

Wiebke Lesch
Tel.: +49 30 2200 24731, Mobil: +49 177 2663257
E-Mail: presse@tmf-ev.de, Twitter: @tmf_eV

 

Das Nationale Digital Health Symposium

Das Nationale Digital Health Symposium versteht sich als Vernetzungs- und Austauschforum von Leistungserbringen, Kostenträgern und medizinischer Forschung, das die Sichtweise von Herstellern und Patientinnen und Patienten einbezieht. Ziel ist es, den digitalen Kulturwandel zu beschleunigen. Es geht darum, Herausforderungen realistisch ins Auge zu fassen, konstruktiv anzugehen und das Gesundheitssystem der Zukunft gemeinsam zu gestalten.

Über die TMF e.V.

Über die TMF e.V.

Die TMF – Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. steht für Forschung, Vernetzung und Digitalisierung in der Medizin. Sie ist die Dachorganisation der medizinischen Verbundforschung in Deutschland, im Rahmen derer Spitzenforscherinnen und -forscher Wissen austauschen, gemeinsam Ideen und Konzepte entwickeln und so die Zukunft der medizinischen Forschung im digitalen Zeitalter gestalten. Die TMF hat 2019 gemeinsam mit der Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und -gestaltung (GVG) das Nationale Digital Health Symposium aus der Taufe gehoben.