Pressemitteilung

Eine gemeinsame Sprache für Gesundheitsdaten: wichtiger Impuls zur Interoperabilität in der deutschen Medizin

Medizininformatik-Initiative des BMBF verzeichnet erfolgreiche Einführung der internationalen Terminologie SNOMED CT in Deutschland

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Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Medizininformatik-Initiative (MII), an der alle Standorte der deutschen Hochschulmedizin und viele weitere Partner aus Forschung und Gesundheitswirtschaft beteiligt sind, hat 2020 die internationale Terminologie SNOMED CT in Deutschland eingeführt und deren Nutzung in ihrem Netzwerk ausgerollt. Gemäß Patientendaten-Schutz-Gesetz (PDSG) wird diese erfolgreiche Pilotierung nunmehr vorzeitig in die nationale E-Health-Strategie überführt: Seit dem 01.01.2021 ist Deutschland Mitglied bei SNOMED International, und auch Institutionen außerhalb des MII-Netzwerks können die erforderlichen Lizenzen innerhalb Deutschlands kostenlos nutzen. In diesem Zuge geht die Zuständigkeit für das die Lizenzen verwaltende SNOMED CT National Release Center ab Jahresbeginn von der TMF – Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. auf das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) über.

SNOMED CT

„Wir freuen uns, dass die Nachfrage nach SNOMED CT auch außerhalb der medizinischen Forschung so groß geworden ist und wir damit bei der Förderung von Interoperabilität deutlich schneller in die flächendeckende Nutzung kommen. Die medizinische Forschung ist hier ihrer Aufgabe als Innovator gerecht geworden“, sagt Christian Luft, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). „Wie wichtig die frühzeitige Investition in Dateninfrastrukturen für Forschung und Versorgung und insbesondere das Fördern von Standardisierung wie beispielsweise durch die Einführung von SNOMED CT ist, hat sich in besonderem Maße in der Corona-Krise 2020 gezeigt: Die notwendigen Festlegungen von standardisierten Datensätzen zur COVID-19-Forschung konnten bereits auf SNOMED CT und auf die weiteren Standardisierungsergebnisse der in der Medizininformatik-Initiative zusammengeschlossenen Expertinnen und Experten zurückgreifen.“ Das BMBF fördert die Initiative in der laufenden Aufbauphase von 2018 bis 2022 mit rund 160 Millionen Euro. 

Die Terminologie SNOMED CT verwandelt medizinische Sachverhalte und Fachbegriffe, für die es weltweit unterschiedliche Bezeichnungen und Maßstäbe gibt, in sprach unabhängig unmissverständliche und international eindeutige Zahlencodes, also in eine „einheitliche Sprache“, die von Computern gelesen und verarbeitet werden kann. Dies schafft die Voraussetzungen für intelligente Datenanalysen in Gesundheitsversorgung, medizinischer Forschung und Gesundheitsstatistik. Direkte Vorteile für die Gesundheitsversorgung ergeben sich zum Beispiel, wenn klinische Parameter oder Medikationsdaten standort- und sogar länderübergreifend einheitlich ausgetauscht werden. Zudem können die mit SNOMED CT einheitlich beschriebenen medizinischen Inhalte auch für die Entwicklung von medizinischen Entscheidungshilfen verwendet werden, die auf Künstlicher Intelligenz basieren. Die Nutzung international standardisierter Datenformate und die terminologische Erschließung medizinischer Dokumentation sind Kernkomponenten des Vorhabens und der Dateninfrastruktur der MII. Bundesweit werden über die Datenintegrationszentren (DIZ) der universitätsmedizinischen Standorte in Deutschland Versorgungs- und Forschungsdaten dezentral aufbereitet und datenschutzgerecht standortübergreifend für die klinische und die Versorgungsforschung nutzbar gemacht. Hiermit schafft die MII eine Datenbasis für umfassende medizinische Forschungsfragen, um Krankheiten und deren Therapien besser erforschen und Patienten gezielter behandeln zu können. 

Das Nationale Steuerungsgremium (NSG) der MII hat hierzu bereits während der Konzeptphase zum MII-Aufbau im Dezember 2016 die Festlegung getroffen, dass für eine auch international anschlussfähige terminologische Normierung der Routinedaten für Forschungszwecke die Nutzung des international anerkannten Terminologiestandards SNOMED CT unerlässlich sei. SNOMED CT wird herausgegeben von der Non-ProfitOrganisation SNOMED International; Nutzungs- und Mitwirkungsrechte erwirbt man durch nationale Mitgliedschaften in dieser Organisation. Bis dato hatte Deutschland diese Mitgliedschaft nicht vollzogen. Das BMBF hat daher mit Unterstützung der MIIKoordinationsstelle mit SNOMED International eine Sondervereinbarung für eine bis zu dreijährige Pilotphase ausgehandelt. Auf dieser Basis ist seit Mitte März 2020 SNOMED CT über die MII erstmals in Deutschland verfügbar. Als Teilnehmer der MII haben nahezu alle deutschen Universitätskliniken und weitere Partner der Initiative (Universitäten, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Industrieunternehmen) eine SNOMED CT-Lizenz erhalten. Die Lizenzgebühren trug in dieser Pilotphase das BMBF; die TMF – Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V., Sitz der MIIKoordinationsstelle, fungierte als National Release Center. 

Mit dem durch das Patientendaten-Schutz-Gesetz (PDSG) vom 14.10.2020 gesetzlich geregelten Vollzug der nationalen Mitgliedschaft Deutschlands bei SNOMED International ist diese vorbereitende Pilotphase vorzeitig zum 01.01.2021 beendet worden. Die Funktion des National Release Centers übernimmt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG), welches nunmehr die Sublizenzen für deutsche SNOMED CT-Nutzer herausgeben wird.

„Wir freuen uns, dass wir dazu beitragen konnten, SNOMED CT nach Deutschland zu holen – nach 15 Jahren Diskussion und gemeinsamen Bemühens vieler Partner, wie der GMDS, TMF, HL7 Deutschland und dem vormaligen DIMDI“, sagt Sebastian C. Semler, Geschäftsführer der TMF, Leiter der Koordinationsstelle der MII und des bei der TMF angesiedelten ersten National Release Centers für SNOMED CT in Deutschland.

Sebastian C. Semler betont:

Da die Standardisierung medizinischer Inhalte Versorgung und Forschung gleichermaßen betrifft, ist uns die Kooperation mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) bei der Nutzung von SNOMED CT in den Inhalten der gesetzlichen Elektronischen Patientenakte besonders wichtig.

„Aber mit SNOMED CT-Lizenzen allein ist noch keine Interoperabilität erreicht. Sowohl die Nutzung in der Dokumentation als auch die Auswertung von SNOMED CT-annotierten Datenbeständen in der medizinischen Forschung werden noch viele Anstrengungen und auch Unterstützung benötigen. Eigentlich stehen wir also noch am Beginn. Dabei ist die Standardisierung kein Selbstzweck – am Ende zählt, ob Daten wirklich ausgetauscht und für die Patientenbehandlung und die medizinische Weiterentwicklung nutzbringend weiterverarbeitet werden können", so Semler weiter.

Hintergrund

Ziel der Medizininformatik-Initiative (MII) ist die Verbesserung von Forschungsmöglichkeiten und Patientenversorgung durch innovative IT-Lösungen. Diese sollen den Austausch und die Nutzung von Daten aus Krankenversorgung, klinischer und biomedizinischer Forschung über die Grenzen von Institutionen und Standorten hinweg ermöglichen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die MII bis 2022 mit rund 160 Millionen Euro. In den vier Konsortien DIFUTURE, HiGHmed, MIRACUM und SMITH arbeiten alle Einrichtungen der Universitätsmedizin in Deutschland an über 30 Standorten gemeinsam mit Forschungseinrichtungen, Unternehmen, Krankenkassen und Patientenvertretern daran, die Rahmenbedingungen zu entwickeln, damit Erkenntnisse aus der Forschung direkt den Patienten erreichen können. Datenschutz und Datensicherheit haben dabei höchste Priorität.

Für die nationale Abstimmung der Entwicklungen innerhalb der MII ist eine Koordinationsstelle zuständig, die die Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. (TMF) gemeinsam mit dem Medizinischen Fakultätentag (MFT) und dem Verband der Universitätsklinika Deutschlands e.V. (VUD) in Berlin betreibt.

 

Pressekontakt

Sophie Haderer (TMF)
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