Nationales Digital Health Symposium 2024: Highlights und Videomitschnitte
Präziser, schneller, besser? Optimiert die KI die Patientenversorgung und Forschung?
Das 6. Nationale Digital Health Symposium brachte am 6. Dezember 2024 führende Köpfe aus Politik, Gesundheit und Forschung nach Berlin, die das Potenzial Künstlicher Intelligenz (KI) für die Gesundheitsversorgung und die Medizinforschung diskutierten. KI wird die Gesundheitsforschung und Patientenversorgung grundlegend transformieren. Sie ermöglicht nicht nur die Analyse individueller Gesundheitsdaten auf völlig neue Weise, um die medizinische Versorgung präziser und personalisierter zu gestalten, sondern identifiziert auch bisher unsichtbare Muster in großen Datenmengen auf Bevölkerungsebene. Das ebnet den Weg für datenbasierte Innovationen.
Thema
Das 6. Nationale Digital Health Symposium fand am 6. Dezember 2024 in Berlin unter dem Motto "Präziser, schneller, besser? Optimiert die KI die Patientenversorgung und Forschung?" statt.
Konferenz
Das Nationale Digital Health Symposium versteht sich als Vernetzungs- und Austauschforum von Leistungserbringern, Kostenträgern und medizinischer Forschung, das die Sichtweise von Herstellern und Patientinnen und Patienten einbezieht. Ziel ist es, den digitalen Kulturwandel zu beschleunigen. Es geht darum, Herausforderungen realistisch ins Auge zu fassen, konstruktiv anzugehen und das Gesundheitssystem der Zukunft gemeinsam zu gestalten.
Veranstalter
Die TMF steht für Forschung, Vernetzung und Digitalisierung in der Medizin. Sie ist die Dachorganisation der medizinischen Verbundforschung in Deutschland, im Rahmen derer Spitzenforscherinnen und -forscher Wissen austauschen, gemeinsam Ideen und Konzepte entwickeln und so die Zukunft der medizinischen Forschung im digitalen Zeitalter gestalten.
Weiterführende Informationen
Opening
KI verändert die Gesundheitsforschung und den Umgang mit medizinischen Daten grundlegend. Durch ihre Fähigkeit, große und komplexe Datenmengen zu analysieren, eröffnet KI neue Wege, um die medizinische Versorgung und Forschung individueller und präziser zu gestalten. „Daten sind der Innovationsmotor der zukünftigen KI-Entwicklung und Gesundheitsdatenforschung“, sagte Prof. Dr. Rainer Röhrig, TMF-Vorstandsvorsitzender, bei der Eröffnung des Symposiums. „Es werden qualitativ hochwertige, interoperable Daten gebraucht, um die Potenziale von KI auszuschöpfen“, so Röhrig.
Keynote
„Dem Gesundheitssektor steht durch KI-Technologien ein revolutionärer Paradigmenwechsel bevor, der durch das zunehmende Interesse von Technologiegiganten vorangetrieben wird“, betonte Prof. Dr. Joe Lennerz, BostonGene, in seiner Keynote. Die KI-Regulatorik wird dabei maßgeblich den Erfolg der KI beeinflussen. „Es wird keine Überregulierung benötigt, sondern eine lokal praktikable Umsetzung, die sicher implementiert werden kann.“
Session 1: KI in Diagnostik und Behandlung
In Session 1 diskutierten Expertinnen und Experten über die Chancen und Herausforderungen von KI in Diagnostik und Behandlung. Prof. Dr. Felix Nensa, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr. Julia A. Schnabel, Technische Universität München, und Delia Strunz, Johnson & Johnson Medical GmbH, gaben Einblicke in den aktuellen Einsatz von KI in der medizinischen Diagnostik, kommende Innovationen sowie Anwendungen, Chancen und Risiken, die mit KI in der Diagnostik verbunden sind.
Session 2: Wie können Regulatorik und Datenschutz zu Inkubatoren für KI und Innovationen werden?
Session 2 des Nationalen Digital Health Symposiums 2024 befasste sich mit der Frage, wie wir in Deutschland KI und Innovationen fördern können, ohne den Datenschutz zu vernachlässigen. Die neue Bundesdatenschutzbeauftragte Prof. Dr. Louisa Specht-Riemenschneider reflektierte, wie das Spannungsfeld aus Datenschutz und Gesundheitsschutz aufgelöst werden kann. Matthias Mieves, Mitglied des Bundestages (SPD), forderte dazu auf, etwas „aus den Gesetzen zu machen“, die die Regierung auf den Weg gebracht hat. „Das Gesundheitsdatennutzungsgesetz muss genutzt werden, um voranzukommen. Wir haben viele Schritte vorangemacht und müssen es nun auf lokaler Ebene implementieren." Prof. Dr. Ariel Dora Stern, Hasso Plattner Institute (HPI), setzte sich dafür ein, dass „in Deutschland regulatorische Unsicherheiten beseitigt werden müssen, die beispielsweise durch die KI-Verordnung der EU entstehen. Zudem sollte mehr Risikobereitschaft und mehr Wettbewerb um die besten KI-Tools stattfinden.“
Session 3: Wie verändert KI Gesundheitsdatennutzung und Medizinforschung?
In Session 3 des Nationalen Digital Health Symposium haben sich Prof. Dr. Rainer Röhrig, TMF-Vorstandsvorsitzender, Dr. Sandra Bütow, RKI, Ministerialrat Andreas Klein, Bundesministerium für Bildung und Forschung, und Dr. Dominik Graf von Stillfried, Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) damit befasst, wie KI die Nutzung von Gesundheitsdaten und die medizinische Forschung verändert. KI hat nicht nur das Potenzial, individuelle Gesundheitsdaten auf völlig neue Weise zu analysieren und somit die direkte medizinische Versorgung und Behandlung von Patientinnen und Patienten zu verbessern, sondern wird auch dabei helfen, durch die Reduktion von Komplexität auf die wesentlichen Forschungsfragen zu fokussieren.
Session 4: EU-Digitalstrategie, AI ACT und EHDS – kann Europa Innovation?
Die digitale Zukunft Europas stand im Fokus von Session 4 des Nationalen Digital Health Symposiums. Nach einem einführenden Impuls von Dr. Anna Christmann, Mitglied des Bundestages (Bündnis90/Die Grünen) und Koordinatorin der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, sind wir in eine kontroverse Diskussion zum AI ACT, EHDS und weiteren EU-Regulierungen eingetaucht. Sind sie der Schlüssel für einen globalen Innovationssprung oder bremsen sie die dringend benötigte Entwicklung in der EU? Dr. Anna Christmann, Prof. Dr. Joe Lennerz, Chief Scientific Officer, BostonGene (USA), Ira Miessler, Bundesministerium für Gesundheit (BMG), und Sebastian Claudius Semler, TMF-Geschäftsführer, gaben Einblicke in die Rolle der Regulatorik in Deutschland und Europa – mit Blick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit.
Session 5: Wie kann KI den Versorgungsalltag erleichtern?
Wie kann Künstliche Intelligenz den Alltag in der Gesundheitsversorgung erleichtern? Dieser spannenden Frage widmete sich Session 5 des Nationalen Digital Health Symposiums. In der Diskussion beleuchteten Dr. Philipp Stachwitz, Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Prof. Dr. Björn Heismann, Siemens Healthineers, und Manuel Gremblewski, VIA HealthTech, die aktuellen und zukünftigen Möglichkeiten von KI in der Gesundheitsversorgung.
Session 6: Werden wir alle Prompter? Kompetenter Umgang mit KI
In Session 6 haben sich Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch, FAU Erlangen-Nürnberg, Dr. Christine Mundlos, ACHSE e.V., Marcel Weigand, TMF e.V., und Prof. Dr. Stefan Heinemann, FOM Hochschule, damit beschäftigt, wie Patienten und Gesundheitsfachberufe fit für einen kompetenten Umgang mit KI werden. Diskutiert wurde, welche Projekte und Maßnahmen zur Verbesserung der Digitalen Gesundheitskompetenz es aktuell gibt und ob diese den Anforderungen des zunehmenden Einsatzes von KI und der Datennutzung gerecht werden.
Schlusswort und Fazit
„Es ist eine Aufbruchstimmung in der Community zu spüren“, fassten TMF-Geschäftsführer Sebastian C. Semler und Keynote-Speaker Prof. Dr. Joe Lennerz (BostonGene) am Ende des Symposiums zusammen.
Doch Aufbruch allein reicht nicht – jetzt gilt es, die KI-Implementation im Rahmen der Regulatorik in die Praxis zu bringen. Prof. Lennerz betonte, dass ein Leitfaden für eine Governance-Struktur gebraucht werde, um klare Rahmenbedingungen für die Umsetzung der KI-Transformation zu schaffen.
Sebastian C. Semler ergänzte, dass nicht alles von Anfang an bis ins letzte Detail geregelt sein müsse. Vielmehr sollten Regelungen dann geschaffen werden, wenn klar ist, was genau geregelt werden muss. Dafür braucht es eine Risikokultur. Es müsse die Wahrnehmung dafür geschärft werden, dass Risiken bestehen, und gleichzeitig strukturelle Mechanismen etabliert werden, um mit ihnen sinnvoll umzugehen. Das Schlusswort verdeutlichte: Die Richtung ist klar, die Energie ist da – jetzt liegt es an uns allen, die nächsten Schritte zu gehen.