Biobanken sind Vorreiter in der nachhaltigen Datennutzung
250 Biobank-Expertinnen und Experten tauschten sich auf dem 8. Nationalen Biobanken-Symposium vom 4.-5. Dezember 2019 aus. © TMF e.V.
Biobanken an deutschen Universitäten haben in der letzten Dekade dank öffentlicher Förderprogramme einen großen Schritt nach vorne gemacht. Sie haben Standards für das Qualitätsmanagement und den Datenaustausch eingeführt und den Weg für die Digitalisierung geebnet. 16 Millionen Proben stehen allein in den 18 Partnerbiobanken der German Biobank Alliance (GBA) für die medizinische Forschung zur Verfügung. Nun kommt es darauf an, diese nachhaltig zu nutzen. Wie das gelingen kann, diskutierten 250 Expertinnen und Experten vom 4.-5. Dezember 2019 beim 8. Nationalen Biobanken-Symposium in Berlin, welches unter dem Motto „Biobanken – Vorreiter für FAIRes Teilen von Daten und Proben in der medizinischen Forschung“ stattfand. Das Symposium wurde gemeinsam von der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung (TMF e.V.) und dem German Biobank Node (GBN) organisiert.
„FAIR“ (ein Akronym der Begriffe findable/auffindbar, accessible/zugänglich, interoperable/interoperabel, reusable/wiederverwendbar) bildet das Leitmotiv des diesjährigen Symposiums. Die FAIR-Prinzipien wurden von Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Industrie, Förderorganisationen und wissenschaftlichen Verlagen entworfen und 2016 veröffentlicht. Sie stehen seither für eine neue Mentalität des Teilens in der Wissenschaft. In diesem Sinne haben sich Biobanken von lokal verorteten Institutionen zu digital vernetzten und europaweit zugänglichen Dateninfrastrukturen entwickelt. „Die Umsetzung der FAIR-Prinzipien ist jedoch nicht nur eine Frage der Wissenschaftskultur, sondern auch der gesellschaftlichen Akzeptanz für das Teilen von Daten. Die Wissenschaft muss proaktiv kommunizieren und die Bürger stärker einbeziehen“, so TMF-Geschäftsführer Sebastian Claudius Semler.
Sebastian C. Semler, Geschäftsführer der TMF e.V., eröffnete die Veranstaltung am 4. Dezember 2019 in Berlin. © TMF e.V.
Das 8. Nationale Biobanken-Symposium 2019 - vom 4. bis 5. Dezember in Berlin. © TMF e.V.
Findable & Accessible: Bioproben und Daten leichter zugänglich machen
Dass Patientinnen und Patienten in die Nutzung ihrer Proben und Daten für die medizinische Forschung einwilligen, ist grundsätzliche Voraussetzung. „Fair ist es, Spenderinnen und Spender darüber entscheiden zu lassen, wie umfassend ihre Proben und Daten für die Wissenschaft verwendet werden dürfen“, kommentiert der Medizinrechtler Prof. Dr. Jochen Taupitz von den Universitäten Heidelberg und Mannheim. Allgemein besteht in der deutschen Bevölkerung eine große Bereitschaft, medizinische Forschung mit Gesundheitsdaten zu unterstützen. Das zeigt eine im August 2019 von FORSA erhobene Umfrage im Auftrag der TMF. Liegt eine entsprechende Einwilligungserklärung vor, erlaubt der „Sample Locator“ (samplelocator.bbmri.de) seit Herbst 2019 einen einfachen Zugang zu Proben aus zahlreichen deutschen Biobanken. Die webbasierte Suche wurde vom German Biobank Node (GBN) in Kooperation mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg (DKFZ) entwickelt und steht in einer Entwicklerversion zur Verfügung.
Interoperable & Reusable: Gemeinsame Standards und Nutzung in mehreren Forschungsprojekten
Bioproben sind dann nachhaltig nutzbar, wenn sie mit möglichst vielen Forschungs- und Versorgungsdaten verknüpft werden und interoperabel sind. Angesichts der Digitalisierung im Gesundheitswesen müssen sich Biobanken strategisch besser positionieren und eng mit großen Infrastrukturen wie der Medizininformatik-Initiative (MII) und der Nationalen Forschungsdaten-Infrastruktur (NFDI) zusammenarbeiten. Hierbei ist essentiell, dass einheitliche Standards für den Datenaustausch im Sinne der Interoperabilität gewährleistet werden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler könnten Forschungsdaten damit perspektivisch noch effektiver weiterverwenden.
Der Koordinator des German Biobank Node Prof. Dr. Michael Hummel begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Akademia und Industrie zu Beginn des Symposiums. © TMF e.V.
GBN-Koordinator Prof. Dr. Michael Hummel erklärt:
„Wenn Proben, klinische Daten sowie reine Forschungsdaten für mehrere Projekte verfügbar werden, würde das für die medizinische Forschung einen Quantensprung bedeuten.“
Kontakt
Wiebke Lesch (TMF e.V.), Tel.: +49 30 2200 24731,
Mobil: +49 177 2663257,
E-Mail: presse@tmf-ev.de,
Twitter: @tmf_ev
Über den German Biobank Node (GBN)
Der German Biobank Node ist die Dachorganisation akademischer Biobanken in Deutschland. Unter der Leitung von GBN arbeiten 18 Biobank-Standorte und zwei IT-Entwicklungszentren zusammen, um Bioproben national und international für die biomedizinische Forschung verfügbar zu machen. GBN wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und vertritt die Interessen deutscher Biobanken in der europäischen Infrastruktur BBMRI-ERIC.
Downloads
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Prof. Dr. Sebastian Graf von Kielmansegg: Aktuelle Fragen des Broad Consent | 52.21 KB |
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Moll et al.: Liquid-Biobanking: Deep learning unterstützte Eingangskontrollen | 650.62 KB |
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Dr. Nina Rählert: Akkreditierung im Bereich Biobanken | 1.77 MB |
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Dr. Folker Spitzenberger: Die neue europäische Verordnung über In-vitro-Diagnostika | 491.26 KB |
Über die TMF e.V.
Die TMF - Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e. V. ist eine Non-Profit-Dachorganisation der nicht-kommerziellen medizinischen Forschung in Deutschland. Sie erarbeitet Konzepte und Lösungen für die projekt- und standortübergreifende Zusammenarbeit in organisatorischen, rechtlich-ethischen und technologischen Fragen und fördert die Verknüpfung und Translation zwischen Forschung und Versorgung.