69. GMDS-Jahrestagung: TMF führt Workshops zu Treuhänderdiensten, Datenschutz und zum Forschungsdatenportal durch
Die Mitarbeitenden der TMF e. V. auf der GMDS 2024 in Dresden. © TMF e.V.
Unter dem Motto "Gesundheit – gemeinsam denken, forschen, handeln“ fand vom 8.-11. September 2024 die Tagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS) e.V. im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden statt. Sie brachte die führenden Fachgesellschaften aus den Bereichen Biomedizinische Informatik, Biometrie, Epidemiologie, Sozialmedizin & Prävention, Medizinische Soziologie und Public Health (GMDS, DGSMP, DGEPI, DGMS und DGPH) zusammen. Im Rahmen diverser Workshops und Tutorials stellte die TMF Arbeitsergebnisse vor und diskutierte neue methodische Ansätze für die medizinische Forschung mit der Community. Das von der Medizininformatik-Initiative (MII) entwickelte Forschungsdatenportal für Gesundheit (FDGP) gab einen Einblick in die Learnings aus dem ersten Jahr des Betriebs des FDPG.
Workshop zum Aufbau und Etablierung von Treuhänderdiensten in der medizinischen Forschung
Am 10. September 2024 fand unter Koordination der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung (TMF e. V.) ein Workshop zum "Aufbau und der Etablierung von Treuhänderdiensten in der medizinischen Forschung" statt. Experten wie Martin Bialke (Universitätsmedizin Greifswald), Philipp Heinrich (Unabhängige Treuhandstelle Dresden), Hauke Schneiderheinze (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf) und Moritz Steiner (TMF e. V.) gaben Einblicke in die technischen und rechtlichen Herausforderungen von Treuhanddiensten in der Gesundheitsforschung (die Vortragsfolien finden Sie unten). Thematisch ging es um den Vergleich der technisch-organisatorischen und rechtlichen Voraussetzungen verschiedener Treuhandservices, die Identifizierung von Bedarfen und Herausforderungen beim Aufbau und der Routine dieser Services, den Bedarf nach Austausch und Zusammenarbeit zwischen bestehenden Treuhandstellen sowie mögliche Lösungsansätze.
Der Workshop bot eine wertvolle Plattform, zukünftige Strategien für den Aufbau und Betrieb von Treuhandstellen zu entwickeln. Herausforderungen wurden vor allem in der Akzeptanz bei Forschenden, der Personalgewinnung sowie in der finanziellen Verstetigung identifiziert.Die Community würde den Austausch zu dem Thema in der TMF e. V. sehr begrüßen und möchte ein White Paper zu dem Thema erstellen.
Dr. Johannes Drepper sprach über die Bedarfe und Herausforderungen von Treuhänderdiensten in der medizinischen Forschung. © TMF e.V.
Tutorial: Datenschutz in der medizinischen Forschung
Ein zentraler Bestandteil der meisten Datenschutzkonzepte in Forschungsprojekten ist die informierte Einwilligungserklärung. Johannes Drepper und Moritz Steiner (beide TMF e.V.) führten am 08. September 2024 im Rahmen der Jahrestagung ein Tutorial zum Datenschutz in der medizinischen Forschung durch. In dem Tutorial wurde erörtert, wann von einer „informierten“ Einwilligung ausgegangen werden kann und welche Rahmenbedingungen bei der Formulierung einer solchen Erklärung zu berücksichtigen sind. Gerade bei langfristigen Daten- und Probensammlungen (Biobanken) wird immer häufiger die Frage diskutiert, wie spezifisch der Zweck der Erhebung und Verarbeitung personenbezogener Daten in der Einwilligungserklärung formuliert werden muss. Aus der Forscherperspektive wird entsprechend ein „broad consent“ gefordert. Entsprechend wurden die Hintergründe, die vorgeschlagenen Konzepte und deren Grenzen diskutiert.
Wer sein Wissen zu diesem Thema weiter vertiefen möchte, kann am 04. und 05. November 2024 an den TMF-Tutorials teilnehmen.
Ein Jahr Forschungsdatenportal für Gesundheit
Die Learnings und Updates aus dem ersten Jahr des Betriebs des Forschungsdatenportals für Gesundheit (FDPG) haben Dr. Marie Gebhardt (TMF e. V.), Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch (FAU Erlangen-Nürnberg), Karoline Buckow (TMF e. V.) und Julian Gruendner (FAU Erlangen-Nürnberg) am 10. September 2024 vorgestellt. Beim Forschungsdatenportal für Gesundheit können Forschende Gesundheitsdaten und Bioproben der deutschen Universitätsmedizin für wissenschaftliche Studien beantragen. Das Portal wurde innerhalb der Medizininformatik-Initiative (MII) unter Koordination der TMF entwickelt.
Im vergangenen Jahr wurden viele technische und organisatorische Probleme gelöst, die die Nutzung des Portals weiter optimieren. Im Oktober 2024 wird beispielsweise ein Tool zur automatisierten Kohorten- und Datenselektion bereitgestellt. Seit der Öffnung des Forschungsdatenportals im vergangenen Jahr wurden zahlreiche Forschungsanträge zur Sekundärnutzung von klinischen Daten aus ganz Deutschland gestellt.
Das FDPG bietet derzeit mehr als 10 Mio. Datensätze von Patienten von Krankenhausaufenthalten, rund 800 Mio. Laborwerte und 80 Mio. Medikationsdaten.
Und wo geht's in der Zukunft hin? Es sollen weitere Datenquellen in das FDPG integriert werden, u. a. die Daten aus NFDI4Health.
V. l. n. r.: Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch (FAU Erlangen-Nürnberg), Julian Gruendner (FAU Erlangen-Nürnberg), Dr. Marie Gebhardt (TMF e. V.), Karoline Buckow (TMF e. V.). © TMF e.V.
Workshop zum Gesundheitsdatennutzungsgesetz
Am 11. September 2024 diskutierten Prof. Dr. Rainer Röhrig (RWTH Aachen), Sebastian C. Semler (TMF e.V.), Jonas Bienzeisler (RWTH Aachen), Dustin Thewes (RWTH Aachen), Wiebke Schirrmeister (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg) und Svenja Windeck (RWTH Aachen) erste praktische Erfahrungen mit dem Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG), die im Rahmen bestehender Infrastrukturen wie dem NATON Register gesammelt wurden. Derzeit bestehen viele Fragen zu Umsetzung des GDNG. TMF betreibt deshalb eine Task Force zum Gesundheitsdatennutzungsgesetz, in der Fragen gesammelt werden, die in einem Rechtsgutachten beantwortet werden sollen. Zudem wird die Task Force die Antragstellung von Projekten bei Datenschutzbehörden koordinieren und strebt hierzu auch die Abstimmung von Standards mit den Datenschutzbehörden an. Ebenso ist der Dialog mit Patientenorganisationen essentiell und fließt gebündelt in die Task Force ein.
Die Referentinnen und Referenten waren sich einig, dass noch viele Datennutzungsprojekte durchgeführt werden müssen, um Erfahrungen zu sammeln. Dazu sei ein guter Austausch beispielsweise in der TMF notwendig. Sebastian C. Semler forderte unter anderem, dass eine koordinierte Abstimmung mit allen Ministerien notwendig sei. Auch die Kommunikation mit der Öffentlichkeit und mit Patienten sei nicht zu vernachlässigen, um die Öffentlichkeit zu informieren und abzuholen, so Semler.
Erste praktische Erfahrungen mit dem Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) diskutierten Prof. Dr. Rainer Röhrig (RWTH Aachen), Sebastian C. Semler (TMF e.V.), Jonas Bienzeisler (RWTH Aachen), Dustin Thewes (RWTH Aachen), Wiebke Schirrmeister (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg) und Svenja Windeck (RWTH Aachen) auf der GMDS 2024. © TMF e.V.
FAIR Data Sharing
Am 11. September 2024 fand schließlich das Symposium „FAIR Data Sharing über Infrastrukturgrenzen hinweg“ mit Prof. Dr. Juliane Fluck (NFDI4Health), Iris Pigeot (NFDI4Health), Sebastian C. Semler (TMF e.V.), Janne Vehreschild (Netzwerk Universitätsmedizin), Raphael Majeed (Deutsche Zentren der Gesundheitsforschung) und Philipp Kachel (IGD) statt. Das Symposium befasste sich mit dem aktuellen Stand der Zusammenarbeit der Gesundheitsforschungsdateninfrastrukturen in Deutschland, um die zentrale Auffindbarkeit aller personenbezogenen Gesundheitsdaten und deren zentrale Beantragung in Deutschland zu ermöglichen und zu optimieren. Vertretende von NFDI4Health, dem Netzwerk Universitätsmedizin, der Medizininformatik, den Deutschen Gesundheitszentren und den Krebsregisterdaten diskutierten die Anforderungen an die Erzeugung FAIRer Daten.
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