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Ständig gut gewappnet gegen den noch unbekannten Feind

Von der IT über Standards und den Zugang zu Informationen bis zu sozialen Infra­strukturen: Für die Infektions­forschung zum Schutz der Menschen ist die dauerhafte Pflege und Verfügbarkeit essentiell.

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Die soziale Vernetzung über Disziplinen und Institutionen hinweg gehört – neben technischen Strukturen und dem Zugang zu Informationen – zu den wesentlichen Infrastrukturen für erfolgreiche Forschung. Besondere Bedeutung haben soziale ebenso wie technische Infrastrukturen in der Infektionsforschung, wo Forscher und Behörden jederzeit und schnell auf neue Erkrankungen mit oftmals zunächst unbekannter Ursache reagieren können müssen. Dabei ist die Transparenz über vorhandene Ressourcen ebenso nötig wie eine öffentliche Unterstützung und Förderung für den Aufbau und die Pflege neuer Strukturen. Darüber waren sich die Experten einig, die am 27. und 28. Juni 2011 in Berlin zum Workshop „Infrastrukturen für die Infektionsforschung“ zusammengekommen sind.

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Die Infektionsforschung ist noch mehr als andere Bereiche in der Medizin durch die Notwendigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit gekennzeichnet. Infektionen kommen in fast allen medizinischen Fächern vor; um Infektionsgeschehen zu verstehen, müssen Grundlagenforscher ebenso wie Mikrobiologen und Kliniker zusammenwirken; der Schutz vor Epidemien kann nur gelingen, wenn Human- und Veterinärmedizin sowie Verbraucherschutz eng zusammenarbeiten. Epidemien sind nicht vorhersagbar und die Erreger oft nur vorübergehend identifizierbar. Bei akuten Krankheitsausbrüchen ist Eile geboten, wenn die Ausbreitung des vielleicht noch unbekannten Erregers verhindert werden soll. Entsprechend steht die Infektionsforschung sehr häufig unter Zeitdruck. Ein langwieriger Aufbau spezifischer Forschungsinfrastrukturen ist im akuten Fall nicht mehr möglich, sondern die Strukturen müssen – zusammen mit qualifiziertem Personal – langfristig vorgehalten werden und jederzeit verfügbar sein. So fassten die Teilnehmer der Veranstaltung die spezifischen Anforderungen der Infektionsforschung zusammen.

Der Workshop war von den Sprechern der Arbeitsgruppe Zoonosen und Infektionsforschung – Prof. Dr. Stephan Ludwig (Münster) und Prof. Dr. Lothar Wieler (Berlin) – initiiert worden. Ziel war es, einen Überblick darüber zu gewinnen, welche Infrastrukturen bei welchen Institutionen verfügbar sind und wie die Integration bereits bestehender Ressourcen in neue Strukturen wie beispielsweise das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) gestaltet werden könnte. Die Forscher bezogen sich in ihren Diskussionen unter anderem auf Empfehlungen des Wissenschaftsrates zu Forschungs- und Informationsinfrastrukturen, die im Januar 2011 veröffentlicht worden waren und die sie auf die Anforderungen der medizinischen Forschung abbildeten. 

Mit dem Austausch in der TMF und der Vernetzung von Human- und Veterinär­medizinern und von Vertretern aus Universitäten wie aus nicht-universitären Forschungseinrichtungen in der Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen ist in den vergangenen Jahren die soziale Vernetzung für die Infektionsforschung bereits maßgeblich vorangetrieben worden, so die einhellige Meinung der Experten. Dies hat sich ganz aktuell beispielsweise in der Eindämmung der EHEC-Epidemie in Deutschland ausgezahlt.

Die Entwicklung und Etablierung von Standards ist für die Weiterentwicklung der Infektionsforschung mindestens ebenso wichtig wie der Aufbau großer Strukturen: Standards ermöglichen beispielsweise die modulare Entwicklung von IT-Infrastrukturen, die damit flexibler und kostengünstiger aufgebaut werden können. Standards gelten ebenso als Infrastrukturen – und damit als notwendiger Unterbau – für die (Infektions-)Forschung wie Lösungen zu ethischen und rechtlichen Fragestellungen oder der Zugang zu Patienten, der an mehreren Universitäten mittlerweile mit der Einrichtung von Abteilungen für klinische Infektiologie gewährleistet wird.

Semler Ludwig Wieler und Röhrig Workshop Infrastrukturen für die Infektionsforschung 2011

V.l.n.r.: Sebastian C. Semler (TMF e.V.), Prof. Dr. Stephan Ludwig (FluResearchNet), Prof. Dr. Lothar H. Wieler (Verbund FBI-Zoo), Dr. Rainer Röhrig (Justus-Liebig-Universität Gießen). © TMF e.V.

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