Medizinische Forschung braucht Infrastrukturen an Universitäten
Eindrücke vom Symposium, das in den Räumen der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften stattfand. © TMF e.V.
„Wir begrüßen sehr die Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur Weiterentwicklung von Informationsinfrastrukturen“, so fasste Prof. Dr. Heyo Kroemer, Präsident des Medizinischen Fakultätentages (MFT) die einhellige Einschätzung von Vertretern des MFT und der TMF – Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung (TMF) zusammen. In einem gemeinsamen Symposium am 24. Oktober 2012 in Berlin haben Mitglieder beider Institutionen infrastrukturelle Fragen der medizinischen Forschung erörtert.
Der Wissenschaftsrat hatte am 13. Juli 2012 seine „Empfehlungen zur Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Informationsinfrastrukturen in Deutschland bis 2020“ verabschiedet. Darin wird unter anderem eine ausreichende Grundfinanzierung von Bund und Ländern für öffentliche Informationsinfrastruktur-Einrichtungen – insbesondere auch an Hochschulen – gefordert. „Die kontinuierliche Verfügbarkeit und Weiterentwicklung solcher Infrastrukturen wird für die medizinische Forschung künftig entscheidend sein“, betonte Prof. Dr. Michael Krawczak, der Vorstandsvorsitzende der TMF.
Einrichtungen wettbewerblich auswählen
Nach Auffassung des Wissenschaftsrates sollen darüber hinaus Einrichtungen mit einer strukturbildenden Koordinierungsfunktion über wettbewerbliche Verfahren und nicht in einem „Top down“-Prozess ausgewählt werden. Dafür sollten insbesondere die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) neue Förderinitiativen starten. „Es ist in der Tat sehr wichtig, dass solche Institutionen in einem ‚Bottom up‘-Verfahren aus der Forschergemeinschaft vorgeschlagen und wettbewerblich ausgewählt werden können“, so MFT-Präsident Kroemer am Rande der Veranstaltung in Berlin.
Die Universitäten sind prädestiniert dafür, Forschungsinfrastrukturen aufzubauen, beispielsweise Biobanken oder Register, denn sie forschen im Kontext der Patientenversorgung. Gemeinsam mit der TMF, die sich den Austausch der Forscher zwischen Standorten und Disziplinen auf ihre Fahnen geschrieben hat und die Konzepte, Leitfäden, Checklisten, Services und Beratung für medizinische Forschungsprojekte öffentlich zur Verfügung stellt, können sie im Konsens übergreifende Standards erarbeiten und etablieren. Der Einsatz solcher Hilfestellungen und Dienstleistungen trägt entscheidend dazu bei, die knappen Ressourcen zu schonen und den wachsenden Anforderungen an die medizinische Forschung gerecht zu werden.
Prof. Dr. Michael Krawczak, Vorstandsvorsitzender der TMF, (links) und Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Präsident des MFT, (Mitte) moderierten die Abschlussdiskussion des Symposiums. Prof. Dr. Dieter Bitter-Suermann, der bis Juni 2012 Präsident des MFT war, (rechts) hatte die Veranstaltung maßgeblich mitinitiiert. © TMF e.V.
Referenten und Moderatoren des gemeinsamen Symposiums von MFT und TMF (v.l.n.r.): Prof. Dr. Dieter Bitter-Suermann (Medizinische Hochschule Hannover), Sebastian C. Semler (Wiss. Geschäftsführer der TMF), Prof. Dr. Markus Löffler (Universität Leipzig), Prof. Dr. Michael Krawczak (Universität Kiel, Vorstandsvorsitzender der TMF), Prof. Dr. Peter Meier-Abt (Präsident der Schweizerischen Akademie der Wissenschaften), Prof. Dr. Walter Lehmacher (Universität Köln), Dr. Volker Hildebrandt (Geschäftsführer des MFT), Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann (Universität Greifswald), Prof. Dr. Heyo K. Kroemer (Universität Göttingen, Präsident des MFT), Dr. Frank Wissing (Programmdirektor in der Gruppe Lebenswissenschaften 1 der DFG), Prof. Dr. Ulrich R. Fölsch (Universität Kiel). © TMF e.V.
Fotos
Eindrücke vom Symposium, das in den Räumen der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften stattfand. © TMF e.V.
Eindrücke vom Symposium, das in den Räumen der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften stattfand. © TMF e.V.
Downloads
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Prof. Dr. Peter Meier-Abt: Strukturfragen der Organisation klinischer Forschung | 1.93 MB |
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Prof. Dr. Markus Löffler: KKS-Analyse: Idee und Realität der Umsetzung | 277.81 KB |
Weiterführende Informationen
Hintergrund: Infrastrukturen für die medizinische Forschung
Der Wissenschaftsrat (WR) unterscheidet in seinen Empfehlungen zu Informationsinfrastrukturen von Januar 2011 vier Kategorien von Infrastrukturen: Großgeräte und Forschungsplattformen, informationstechnische und e-Infrastrukturen, soziale Infrastrukturen sowie Informationsinfrastrukturen (z.B. Wissensdatenbanken, wiss. Sammlungen, Archive, Bibliotheken).
Die TMF ist eine soziale Infrastruktur gemäß WR und kümmert sich in diesem Sinne um die notwendigen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen der Kooperationsstrukturen und Kommunikationskultur in der medizinischen Forschung. Sie stellt Lösungen für den Aufbau von Infrastrukturen an den Forschungsstandorten bereit und betreibt auch selbst Forschungsinfrastrukturen wie beispielsweise das Deutsche Biobanken-Register.
An den Standorten wie den Medizinischen Fakultäten, aber auch an außeruniversitären Forschungseinrichtungen werden Forschungsinfrastrukturen wie Biobanken, Kohorten und Register oder Studien-gruppen aufgebaut – häufig auch im Verbund mit zahlreichen anderen Partnern im In- und Ausland –, die selbst keine eigentlichen Forschungsprojekte sind, aber eine wesentliche Grundlage und Ressource für die Gesundheitsforschung der Zukunft darstellen.