Retrieval von Teilnehmern an Interventionsstudien auf der Grundlage biochemischer Eigenschaften - vorbereitender Workshop
Die Frage, ob und wie einmal identifizierte biochemische Risikofaktoren funktional an der Entstehung von Krankheiten beteiligt sind, lässt sich erst durch die weitergehende Untersuchung hierfür geeigneter kranker oder prädisponierter Personen klären.
Dazu kann es unter anderem erforderlich sein, auf Grund probenspezifischer Daten definierte „Indexpersonen“ gezielt in Interventions- bzw. Präventionsstudien einzuschließen.
Eine Vielzahl von Biobanken betreibt derzeit in Deutschland den Aufbau großer Kohorten für die populationsbasierte Erforschung der Ursachen komplexer Erkrankungen (Beispiele: PopGen Kiel, KORA München, SHIP Greifswald, SepNet Jena). Hierfür wurden von mehren Seiten Datenmanagementkonzepte entwickelt, die den Schutz der Privatsphäre der Spender und deren Recht auf Nichtwissen garantierten sollen. Die TMF war hieran maßgeblich beteiligt (TP2 des Biobankenprojekts). Kernidee all dieser Lösungsansätze ist es, probenspezifische (d.h. zum Beispiel genetische oder proteinbiochemische), klinische und persönliche Daten so voneinander zu trennen, dass eine unabsichtliche Re-Identifizierung der Probanden Daten technisch und organisatorisch unmöglich ist. Die Frage, ob und wie einmal identifizierte biochemische Risikofaktoren funktional an der Entstehung von Krankheiten beteiligt sind, lässt sich erst durch die weitergehende Untersuchung hierfür geeigneter kranker oder prädisponierter Personen klären. Dazu kann es unter anderem erforderlich sein, auf Grund probenspezifischer Daten definierte „Indexpersonen“ gezielt in Interventions- bzw. Präventionsstudien einzuschließen. Angesichts der derzeitigen gesetzlichen Regelungen (Datenschutzgesetze, GenDG) wäre es wünschenswert, dieses Retrieval geeigneter Studienteilnehmer aus Biobanken so zu gestalten, dass der einzelnen Person der Umstand ihrer biochemisch determinierten Prädisposition und eventuell damit verbundene weitere Erkrankungs- oder Interventionsrisiken vorenthalten bleiben. Das bedeutet aber, dass Probandenkollektive mit Nichtträgern der relevanten biochemischen Eigenschaften „verdünnt“ werden müssen, und zwar so, dass die fragliche Studie einerseits noch durchführbar bleibt, andererseits das Probandenrecht auf Nichtwissen aber gewahrt bleibt. Hierfür soll durch Erweiterung existierender Datenmanagementkonzeptes ein generisches Konzept entwickelt werden.
Geplante Projektergebnisse
Von der erfolgreichen Bearbeitung des Projektes sind die folgenden Ergebnisse zu erwarten:
- Bestandsaufnahme der existierenden Verfahren zum Retrieval von Teilnehmern an Interventions- und Präventionsstudien auf der Grundlage probenspezifischer Daten,
- eine vergleichende Bewertung der existierenden Verfahren nach rechtlichen, ethischen, organisatorischen und wissenschaftlichen Kriterien,
- Empfehlungen zum datenschutzgerechten und ethischen einwandfreiem Retrieval von Teilnehmern an Interventions- und Präventionsstudien auf der Grundlage probenspezifischer Daten,
- Entwicklung eines generischen Konzeptes zur Implementierung solcher Verfahren.
V070-01 WS Inter-Ret
Projektzeitraum: 2009
Verbrauchte Mittel: 5.000 €
Projektleitung:
Prof. Dr. Ute Nöthling (NGFN-plus)
Sektion Epidemiologie, Institut für Experimentelle Medizin
Christian-Albrechts-Universität Kiel
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