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Terminologie, Standards und Schnitt­stellen – die medizinische Informatik hat noch viele Probleme zu lösen

Ein Rückblick auf die TELEMED 2008

Foyer des DKFZ

TELEMED 2008 - Foyer des DKFZ © TMF e.V.

Aktuelle Entwicklungen der Telemedizin in skandinavischen Ländern, regionale Vernetzung, Gesundheitstelematik- und Telemedizinportale, rechtliche Grundlagen sowie Standards und Interoperabilität waren die Themen der 13. TELEMED, die in diesem Jahr erstmals nicht in Berlin, sondern in Heidelberg stattfand.

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125 Experten der Medizininformatik tauschten sich auf Einladung des Berufsverbandes für Medizinische Informatik (BMVI e.V.) am 13. und 14. Juni 2008 im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) über den Stand der Gesundheitstelematik und der Telemedizin in Deutschland und Europa aus.

Mit dem Vortrag von Prof. Dr. Klaus Pommerening zur Pseudonymisierung von Patientendaten in Forschungsnetzen für seltene Erkrankungen wurden erneut auch Forschungsthemen auf der Tagung behandelt. Die bereits 2003 von der TMF vorgelegten Datenschutzkonzepte wurden in verschiedenen Forschungsnetzen erprobt und anschließend einer Revision unterzogen. Dabei bestätigte sich etwa das Erfordernis, die Daten von Forschung und Versorgung strikt voneinander getrennt zu speichern und Patientendaten nur in pseudonymisierter Form für Forschungszwecke zu nutzen. Das Rück­identifizierungs­risiko, so Pommerening, müsse dabei im Einzelfall beurteilt werden, und Public-Use-Dateien seien in diesem Bereich kaum möglich.

Mehrere Experten berichteten über ihre Erfahrungen mit der elektronischen Patientenakte in Pilotprojekten in Deutschland , beispielsweise in Bochum-Essen, Magdeburg, Krefeld und Münster. Die Vorträge über Gesundheitstelematik und Telemedizin in Skandinavien zeigten am Beispiel von Dänemark, Norwegen und Finnland eine deutliche Zunahme der Verbreitung von e-Health-Anwendungen, die dazu beitragen, Kosten im Gesundheitswesen einzusparen, die Verweildauer im Krankenhaus zu senken und dennoch die Behandlungsqualität für die Patienten zu verbessern.

In Deutschland ist währenddessen die Einführung der elektronischen Patientenakte und der elektronischen Gesundheitskarte über die Phase von Pilotstudien noch nicht hinaus. Nach wie vor, so wurde aus den Vorträgen deutlich, gibt es viele Probleme mit der Vereinheitlichung der Terminologie, mit der Kompatibilität von Daten und IT-Systemen und nicht zuletzt auch mit der Akzeptanz solcher Systeme seitens der Ärzte. Erste Ergebnisse aus der Testregion Bochum-Essen weisen jedoch darauf hin, dass Akzeptanz oder Ablehnung der neuen Technik bei Ärzten, Pflegepersonal und Patienten stark von der Benutzerfreundlichkeit und der Anpassung der IT-Lösungen an die medizinischen Behandlungsabläufe abhängen.

Die TELEMED-Session mit Kurzpräsentationen („elektronische Poster“) gab wie in den Vorjahren einen Einblick in aktuelle Telemedizin- und Telematik-Projekte im In- und Ausland.

Die vom BMVI und von der Deutschen Gesellschaft für Gesundheitstelematik e.V. (DGG) gestifteten Preise von je 750 € gingen an Ralf Zwönitzer (Magdeburg) für den besten wissenschaftlichen Vortrag und Oliver Heinze (Heidelberg) für die beste Kurzpräsentation. Zwönitzer hatte in seinem Hauptvortrag gezeigt, wie man mit streaming-basierter Bildverteilung und dem Kompressionsformat JPEG 2000 in der digitalen Pathologie mit großen Bilddateien von bis zu 12 GB Größe arbeiten kann. Heinze überzeugte mit seiner Kurzpräsentation über den Aufbau einer einrichtungs­übergreifenden Patientenakte in der Rhein-Neckar-Region. 

Im Rahmen der TELEMED 2008 feierte der Berufsverband für medizinische Informatik (BVMI) e.V. sein 25-jähriges Bestehen. Verbandspräsident Dr. Carl Dujat drückte seine Freude über das stabile Wachstum des Berufsverbandes aus, der 1983 im DKFZ in Heidelberg gegründet worden war.

Flankiert wurde die TELEMED 2008 von zwei Satellitenworkshops der European Health Telematics Assocation (EHTEL) und von IHE (Integrating the Healthcare Enterprise) Deutschland, die am 12. Juni stattfanden und sich mit Fragen der internationalen Standardisierung von Kommunikationsprozessen und elektronischen medizinischen Dokumenten auseinandersetzten.

Eröffnung

Eröffnung der TELEMED 2008 in Heidelberg mit einem Grußwort von Dr. Bales (BMG). © TMF e.V.

Kommunikationszentrum des DKFZ

Die Tagung fand im Kommunikationszentrum des DKFZ in Heidelberg statt. © TMF e.V.

Klaus Pommerening

Aus dem Bereich der medizinischen Forschungsnetze stellte Prof. Klaus Pommerening Neues aus dem Bereich der Datenschutz-Konzepte der TMF und ihrer Anwendung in den Netzwerken für Seltene Erkrankungen vor. © TMF e.V.

BVMI Festakt, musikalische Einlage

BVMI-Festakt zum 25jährigen Jubiläum des Verbandes – mit musikalischer Einlage und einem Eröffnung durch den BVMI-Präsidenten Dr. Carl Dujat. © TMF e.V.