News

Halbzeit: TELEMED 2005 in Ber­lin

„bit for bit – Halbzeit auf dem Weg zur Telematikinfrastruktur“

Doris Appel und andere Sprecher bei der Podiumsdiskussion zur Einführung der Gesundheitskarte

Podiumsdiskussion zur Einführung der Gesundheitskarte mit (v.l.n.r.) Doris Appel (KV Baden-Württemberg), Prof. Herbert Weber (Fraunhofer ISST), Heinz-Theo Rey (KBV), Prof. Otto Rienhoff (TMF e.V.), Dr. Frank Hackenberg (VdAK e.V. / AEV e.V.), Marie-Luise Müller (Präsidentin Deutscher Pflegerat), Lutz Sindermann (BMGS). © TMF e.V.

Unter dem Motto „bit for bit – Halbzeit auf dem Weg zur Telematikinfrastruktur“ fand am 8. und 9. April in Berlin die diesjährige TELEMED statt. Das von der TMF mit ausgerichtete nationale Forum zur Telematik im Gesundheitswesen hat gegenüber der Veranstaltung im Vorjahr erneut mehr Besucher anziehen können. Getreu ihrem Motto stand die Konferenz in der Charité ganz im Zeichen der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte.

Dr. Kuchinke auf der Telemed 2005

Vortrag von Dr. Kuchinke (KKS Düsseldorf) zur aktuellen und perspektivischen Bedeutung der CDISC-Standards für die medizinische Forschung. © TMF e.V.

In Vertretung der Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, die Schirmherrin der Veranstaltung war, legte Ministerialdirigent Norbert Paland noch einmal eindrucksvoll die technischen Herausforderungen auf dem Weg zur elektronischen Gesundheitskarte dar und richtete einen engagierten Appell an die Zuhörer, die in der Gesellschaft und den Medien vorhandenen Vorbehalte gegenüber der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte durch sachliche und kompetente Aufklärung abzubauen.

Eine Reihe weiterer Beiträge beleuchtete das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Für die ärztlichen Organisationen sprach Heinz-Theo Rey von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, der nicht nur die technischen Herausforderungen für die Kassenärzte, sondern auch Lösungsansätze aufzeigte. Die spezifische Perspektive der Kassen und die Rolle der neu gegründeten Betriebsorganisation Gematik arbeitete Dr. Frank Hackenberg vom VdAK e.V. heraus.

Die technische Perspektive wurde von Prof. Herbert Weber erläutert, der als Leiter des Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik für die auf der diesjährigen CeBit überreichte Lösungsarchitektur verantwortlich zeichnet. Insbesondere strich er die Modularität und Erweiterbarkeit der geplanten Systeme heraus. Er wies darauf hin, dass die meisten inhaltlich interessierten Anfragen zur Technik der Lösungsarchitektur aus dem Ausland kommen. In diesem Zusammenhang appellierte er auch an die Zuhörer...

...die vorhandenen Konzepte zu würdigen und deren Umsetzung nicht ständig durch den Hinweis auf noch fehlende Funktionen zu torpedieren.

Noch fehlende Funktionalitäten und nicht eingebundene Gruppen wurden in den folgenden Vorträgen dennoch beklagt. Prof. Paul Schmücker vom Fachbereich Informatik der Hochschule Mannheim drückte die enormen Herausforderungen der medizinischen Archivare in Regalmetern aus und wies auf die fehlende Berücksichtigung der rechtssicheren digitalen Langzeitarchivierung von Krankenunterlagen bei den bisherigen Konzepten zur elektronischen Gesundheitskarte hin. Auch die Vertreter der Pflege brachten ihre Belange in Bezug auf die Gesundheitskarte und insbesondere den Heilberufsausweis in die Diskussion ein. Frau Prof. Ursula Hübner beispielsweise arbeitete eindrucksvoll die gewachsene Bedeutung der Pflege in der medizinischen Versorgung heraus. Auch in der hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion zur Halbzeit auf dem Weg zur Telematikinfrastruktur unter der Leitung von Prof. Otto Rienhoff spielte das Thema der „vergessenen“ Berufsgruppen eine prominente Rolle.

In weiteren Sitzungen wurden die Themen Standards und Interoperabilität vertieft, wobei nicht nur die Integration auf Anwendungsebene behandelt, sondern auch die europäische Perspektive in den Blick genommen wurde. Nach der systematischen Erörterung der  Grundlagen der Telemedizin in Forschung und Versorgung wurden eine Reihe telemedizinischer Projekte aus verschiedenen Anwendungsbereichen wie Teleradiologie, Telemonitoring und Telehomecare präsentiert. In mehreren Vorträgen wurden auch modellhafte Vernetzungen auf Basis elektronischer Gesundheitsakten skizziert. Neben der oft fantasievollen Lösung vieler technischer Probleme ist auch die z.T. eindrucksvolle Präsentation der wirtschaftlichen Vorteile telemedizinischer Ansätze hervorhebenswert.

Der derzeitige Stand der Vernetzung im deutschen Gesundheitssystem wurde von vielen Rednern als unzureichend beurteilt. Am Ende der Veranstaltung setzte sich aber doch eine vage Zuversicht durch, dass der politische Wille zur Vernetzung und nicht zuletzt das überzeugende Engagement aller Beteiligten mittlerweile doch eine positive und nicht mehr aufzuhaltende Entwicklung in Gang gebracht haben. Das Resümee zur Halbzeit auf dem Weg zur Telematikinfrastruktur ergab, dass sicher mit einer Nachspielzeit zu rechnen ist. Die nächste TELEMED in Berlin wird voraussichtlich am 7. und 8. April 2006 stattfinden – in der bekanntlich spannendsten Phase eines Spiels.

Foyer der Telemed 2005 in der Berliner Charité

Foyer der Telemed 2005 in der Berliner Charité (Campus Wedding). © TMF e.V.