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GMDS-Jahrestagung 2012 zeigt wachsende Bedeutung von Epide­miologie, Biometrie, Informatik und Dokumentation in der medizinischen Forschung

TMF-Lösungen zur Unterstützung der Forscher sind Gegenstand von Workshops, Tutorien und Vorträgen

Dr. Lars Wolf und Prof. Dr. Reinhold Haux

Dr. Lars Wolf (links) und Prof. Dr. Reinhold Haux hatten Tagungsleiter die GI und die GMDS erstmals zu einer gemeinsamen Tagung zusammengebracht. © TMF e.V.

„Epidemiologische Kohorten können dank der rapide voranschreitenden Fortschritte in der Datenverarbeitung heute mit weitaus größeren Teilnehmerzahlen und mehr Details durchgeführt werden als noch vor einigen Jahren“. Dies betonte Prof. Dr. Albert Hofman, Adjunct Professor of Epidemiology an der Harvard School of Public Health in Boston, in seiner Keynote im Rahmen der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Aufgrund verbesserter technologischer Erfassungs- und Auswertungsmöglichkeiten erlebe die Epidemiologie als Forschungsgebiet gegenwärtig eine neue  Blütezeit. Die großen epidemiologischen Kohorten waren ein wichtiger inhaltlicher Schwerpunkt der Veranstaltung. Erstmals tagte die GMDS in diesem Jahr gemeinsam mit der Gesellschaft für Informatik (GI) in den Räumlichkeiten der Technischen Universität Braunschweig. Rund 1300 Fachbesucher nahmen vom 16. bis 21. September an der Veranstaltung teil.

R-Tools für klinische und epidemiologische Studien 

Ein neues Werkzeug für die epidemiologische Forschung zeigte auch die TMF an ihrem Ausstellungsstand. Dort stellte am zweiten Kongresstag Roman Pahl, Doktorand am Institut für medizinische Biometrie und Epidemiologie der Philipps-Universität Marburg, ein R-Paket vor, das im Rahmen eines Drittmittelprojekts mit Beteiligung der TMF erarbeitet wurde. Mit einer benutzerfreundlichen Oberfläche unterstützt es Biometriker und Epidemiologen bei der Planung und Auswertung von genomweiten Assoziationsstudien und bei der Erstellung flexibler Mehrstufen-Designs für genetisch-epidemiologische Studien. Das Tool beruht auf dem CRP-Prinzip (Conditional Rejection Probability) und ermöglicht es, das Design von Studien, die auf der Basis von herkömmlichen statistischen Testverfahren geplant wurden, während des Studienverlaufs jederzeit an Zwischeninformationen anzupassen. Das  R-Paket wird voraussichtlich ab Ende 2012 verfügbar sein und kann auch über die TMF-Website erreicht werden.

Der Planung und Durchführung einarmiger onkologischer Studien dient ein weiteres R-Tool mit Nutzeroberfläche, das im Rahmen eines von der TMF geförderten Projektes derzeit am IMBI der Uniklinik Heidelberg entwickelt wird. Marius Wirths (Forschungsgruppe von Prof. Dr. Meinhard Kieser) präsentierte es anhand eines Posters ebenfalls am Stand der TMF. Dieses Werkzeug wird als Open Source-Lösung voraussichtlich ab Mitte 2014 zur Verfügung stehen.

Prof. Dr. Heike Bickeböller

Auch die Präsidentin der GMDS, Prof. Dr. Heike Bickeböller, sprach am ersten Kongressabend ein Grußwort. © TMF e.V.

Prof. Dr. Oliver Günther

Der Präsident der GI, Prof. Dr. Oliver Günther, eröffnete das Get together zur Tagung an der TU Braunschweig mit seinem Grußwort. © TMF e.V.

Lösungen der TMF standen an vielen Stellen im Programm

Für Dissemination ihrer Arbeitsergebnisse in der wissenschaftlichen Community setzte sich die TMF – Mitwirkende in den Projekten ebenso wie Mitarbeiter der Geschäftsstelle – auch dieses Jahr im Rahmen der  GMDS-Jahrestagung wieder aktiv ein, indem sie sich mit zahlreichen Beiträgen am Konferenzprogramm beteiligte. Im Vordergrund standen dabei die Themen Datenschutz, Qualitätssicherung, Metadaten und Sekundärnutzung von Versorgungsdaten für die Forschung.

Datenschutzkonzept

Über die aktuellen Weiterentwicklungen des  generischen TMF-Datenschutzkonzepts und  seine konkrete Umsetzung informierten Prof. Dr. Klaus Pommerening (Sprecher der TMF-AG Datenschutz) und Dr. Johannes Drepper (TMF-Geschäftsstelle) am Mittwochvormittag in dem Workshop „Datenschutz in der medizinischen Forschung“. Zuvor waren Aspekte des Datenschutzkonzepts der TMF in der konkreten Anwendung beim Somno-Netz bereits am Dienstagnachmittag im Rahmen der Posterbegehung „Informationsverarbeitung für die medizinische Forschung“ zu sehen gewesen. Das Poster zeigte die Umsetzung einer verteilten IT-Infrastruktur zur multizentrisch vernetzten Forschung und Vernetzung in der Schlafmedizin.  

Qualitätsmanagement

Um Qualitätssicherung bei klinischen Studien ging es in den Vormittagsstunden des Mittwoch in einem Tutorium der Fachgruppe „Qualitätsmanagement“ des KKS-Netzwerks. Dort wurden die mit Unterstützung der TMF (weiter)entwickelten Standard Operating Procedures (SOPs) für klinische Studien vorgestellt. Wie alle TMF-Produkte sind auch diese auf der TMF Homepage frei verfügbar.

Anhand welcher Indikatoren die Datenqualität in der vernetzten medizinischen Forschung beurteilt und gesichert werden kann, erläuterte dann am Nachmittag Prof. Dr. Jürgen Stausberg (LMU München) in einem Vortrag. Unter anderem ging es darin um den Ausbau der TMF-Leitlinie „Datenqualität in der medizinischen Forschung“, die zeitlich parallel auch in einem halbtägigen GMDS-Workshop zum Thema „Datenqualitätssicherung und -Bewertung in klinisch-epidemiologischen Studien“ eine wichtige Rolle spielte.  

Metadaten

Alternativ konnten Tagungsteilnehmer am Mittwoch nach der Mittagspause auch die Session „ IT-Infrastrukturen für translationale Medizin“ besuchen, in der das im Rahmen eines  TMF-Projekts mit Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) entstehende nationale Metadata Repository für die klinische und epidemiologische Forschung (MDR) vorgestellt wurde. Ein Prototyp dieser zentralen Datenbank, in der später die Datenelemente aller geplanten klinischen und epidemiologischen Studien und Register in Deutschland gespeichert werden sollen, befindet sich bereits in der Erprobungsphase. Vorbereitend flankiert wurde dieser Vortrag bereits am Mittwochvormittag durch den Workshop „Metadaten und Integrationslösungen für die klinische Forschung“. Dort wurde u.a. das TMF-Projekt zur Entwicklung eines „Integrated Data Repository Toolkit“ präsentiert, das Werkzeuge nur Nachnutzung medizinischer Daten für die klinische und translationale Forschung erarbeitet und dabei standardisierte Datenitems aus dem TMF-Projekt „Metadata Repository“ verwendet.

Nicht zuletzt nützen solche Werkzeuge auch der eingangs erwähnten epidemiologischen Forschung, beispielsweise in Kohortenstudien. Viele Angebote und Produkte der TMF können den Forschern die Arbeit bei Studiendesign, -durchführung und -auswertung erleichtern. Das wurde bei der diesjährigen GMDS-Jahrestagung erneut deutlich.