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Ein Kernstück für die biomedizinische und translationale Forschung in Würzburg

Interdisziplinäre Biomaterial- und Datenbank Würzburg offiziell eröffnet – interessierte Fragen beim Tag der offenen Biobank

Drei Personen in einer Laborumgebung mit einem Computer, auf dem ein DNA-Strang zu sehen ist.

© Zubada - stock.adobe.com

Mit der Interdisziplinären Biomaterial- und Datenbank Würzburg (ibdw) ist am 21. Juni 2013 ein Kernstück für die biomedizinische und translationale Forschung am Standort Würzburg offiziell eröffnet worden. Dr. Helge Braun, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sprach von einer sehr wichtigen Initiative für die medizinische Forschung der Zukunft. Das BMBF fördert die ibdw mit insgesamt 7,5 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren. Die ibdw ist damit die größte der zentralisierten Biobanken an insgesamt fünf ausgewählten Universitätskliniken.

Die zunehmende Individualisierung der Diagnostik und der Behandlungskonzepte brauche moderne Infrastrukturen, mit denen die Daten aus den vielfältigen und heterogenen Systemen im Gesundheitswesen zusammengeführt werden könnten, so Braun. Er hob in diesem Zusammenhang insbesondere das Datenschutz­konzept der ibdw hervor, das „außergewöhnlich gut und in hohem Maße vertrauenswürdig“ sei. Die Arbeit der ibdw beginne jetzt und er sei bereits gespannt auf die wissenschaftlichen Paper, die auf dieser Basis künftig entstehen werden.

 

Effektiver für den Einzelnen, effizienter für das System 

In seinem Festvortrag wies Erwin Böttinger, Direktor des Charles R. Bronfman Instituts für personalisierte Medizin an der Mount Sinai School of Medicine (New York), darauf hin, dass eine grundlegende Transformation der Medizin nötig sei: Sie müsse für den Einzelnen effektiver und für das System effizienter werden. Zentral sei aus seiner Sicht dabei das Vertrauen der Bevölkerung. Die entsprechenden Diskussionen müssten offen geführt werden.

Genomisches Sequenzieren bei Kindern mit unklaren Krankheitsverläufen sei in den USA bereits heute Praxis, so Böttinger, der selbst aus Oberfranken stammt. In Fokusgruppen und Interviews mit Adipositas- und Typ 2-Diabetes-Patienten sei dort deutlich geworden, dass zwei Drittel genetische Zusammenhänge ihrer Erkrankung vermuten und dass mehr als 80 Prozent der Patienten die Informationen aus genetischen Analysen mitgeteilt bekommen wollen.

 

Ein Hightech-Schuhkarton

Prof. Dr.  Christoph Reiners, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums, berichtete, wie er selbst in den 1970er-Jahren eine klinikinterne erste  Biobank mit aufgebaut hat, in der die Proben in Haushalts­kühl­schränken gelagert und die Daten – noch vor den Zeiten der Personalcomputer – in handprogrammierten Tabellen gespeichert wurden. Die qualitative und infrasbetrukturelle Weiterentwicklung dieser wichtigen Forschungs­ressource liege ihm deshalb besonders am Herzen.

Gemeinsam mit Prof. Dr. Roland Jahns, dem Direktor der ibdw, dankte er allen Beteiligten, die zum Gelingen des Projekts beigetragen haben. Beide übernahmen mit der symbolischen Schlüsselübergabe die Hausherrschaft über das neue Gebäude, einen Zweckbau, der jedoch modernste Technik beherbergt. Jahns dankte dem Universitätsklinikum dafür, dass es – zusätzlich zur Förderung durch das BMBF – 1,6 Millionen Euro in „diesen Schuhkarton“ investiert hat.

 

Tag der offenen Biobank

Mit einem „Tag der offenen Biobank“ wandte sich die ibdw am folgenden Tag an die Bevölkerung Würzburgs und bot mit Führungen durch das neue Gebäude Einblicke in die Technik: Kühlaggregate, in denen bis zu 500.000 Proben bei -80° Celsius gelagert werden können, das Labor für die Verarbeitung der flüssigen Proben wie Blut, Serum oder Urin, in dem ein Pipettierroboter eine Probe auf 10 bis 15 kleine Röhrchen verteilt, die mit einem 2D-Barcode versehen eingelagert und vollautomatisch wieder herausgepickt werden können.

Eine Podiumsdiskussion und ein Biobanken-Quiz boten Raum für – auch kritische – Fragen. Dabei wies die Patienten­fürsprecherin des Universitätsklinikums Würzburg insbesondere auf das Spannungsfeld zwischen den rechtlichen Anforderungen und der Verständlichkeit von Patienten­informationen in medizinischen Forschungsprojekten hin.

Impressionen 

IDBW Gelände Aussenansicht 2013

Ein Hightech-Zweckbau: Das neue Gebäude der ibdw zur Lagerung von Flüssigproben. © TMF e.V.

Labor idbw Symposium 2013

In diesem Labor werden die Flüssigproben aliquotiert © TMF e.V.

Jahns Kryolager IDBW Symposium 2013

Prof. Dr. Roland Jahns zeigt das Kryolager der ibdw. © TMF e.V.

Röhrchen zur Lagerung idbw Symposium 2013

Röhrchen zur Lagerung von Flüssigproben bei -80°C. © TMF e.V.

Stand Deutsches Biobanken Register idbw Symposium 2013

TMF und Deutsches Biobanken-Register waren ebenfalls präsent. © TMF e.V.

Podiumsdiskussion idbw Symposium 2013

Ethische und datenschutzrechtliche Fragen im Fokus der Podiumsdiskussion. © TMF e.V.