IT und Methoden für medizinische Forschung bei GMDS-Jahrestagung immer wichtiger
Mit über 700 Besuchern zeigte sich die GMDS-Jahrestagung auch 2013 wieder als bedeutendster Fachkongress der Medizininformatik in Deutschland.
06.09.2013. Im Fokus der Veranstaltung standen dieses Jahr aktuelle
wissenschaftliche Themen zur Gestaltung der Patientenversorgung von morgen. Tagungsort
war 2013 die Hansestadt Lübeck, die mit knapp 50 Unternehmen und 3500
Beschäftigten zu den bundesweit führenden Standorten für Medizintechnik und
Medizininformatik gehört.
In über 400 wissenschaftlichen Beiträgen, 50
Vortrags- und Postersessions sowie 27 Workshops wurden innovative Entwicklungen in den Bereichen
eHealth, Medizinische Bildverarbeitung und Klinische Bioinformatik präsentiert
sowie neueste Methoden der Biometrie, Epidemiologie und der Medizinischen
Dokumentation vorgestellt. Praxisrelevante Projekte, in denen Methoden,
Techniken und Werkzeuge der Medizinischen Informatik, Biometrie, Epidemiologie
und Dokumentation eingesetzt werden, verdeutlichten die Synergieeffekte
zwischen den einzelnen Fachdisziplinen. Die Zahl der Beiträge
und Diskussionen zu IT-Infrastrukturen und Methoden für die medizinische
Forschung hat dabei im Vergleich zu den Vorjahren stark zugenommen.

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Prof. Dr. Heinz Handels (Direktor des Instituts für
Medizinische Informatik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf),Tagungspräsident
und Gastgeber, begrüßt in der Eröffnungsveranstaltung die rund 700 Teilnehmer
der GMDS-Jahrestagung 2013.
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Die scheidende Präsidentin Prof. Dr. Heike Bickeböller (Direktorin des Instituts für Genetische Epidemiologie an
der Universität Göttingen) eröffnet die 58. Jahrestagung der GMDS im großen
Hörsaal der Universität Lübeck.
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In den
Vorträgen zur
personalisierten Medizin
beleuchteten die internationalen Referenten, Prof. Dr. Michael Krawczak
(Universität Kiel), Prof. Angela Brand (Universität Maastricht) und Dr. Stefan
Michiels (Universität Paris-Süd), den Übergang von der genetischen zur
genomischen Medizin. Sie spannten den Bogen von den Erfolgen und Herausforderungen
des Next Generation Sequencing über neue Betrachtungsformen von „Krankheit“ im
Zeitalter genomischer Medizin bis hin zu statistischen Methoden und Studiendesigns,
die der Validierung molekularer Biomarker dienen. Deutlich wurde, dass die
Informatik das unverzichtbare Rückgrat der genomischen Forschung ist. Allein
die Herausforderungen bei der Datenspeicherung und die Analyse der gigantischen
anfallenden Datenmengen , sog. „Big Data“ , erfordern neue Lösungen und
Infrastrukturen. Bioinformatik und Medizininformatik müssen hierbei zusammenarbeiten;
insbesondere bei der notwendigen Korrelation genomischer Konstellationen mit
klinischen Phänotypen ist der Beitrag der Medizininformatik ohne Alternative.
Medizinprodukte
„Klinische
Prüfungen und Klinische Studien von Medizinprodukten“ waren das Thema einer sehr
gut besuchten Session mit zahlreichen Vertretern
von Industrie, IQWIG, KKS/ZKS und Forschungsverbünden. Die zunehmende Bedeutung
von Studien mit Medizinprodukten und die Abgrenzung von Studien mit
Arzneimitteln standen im Fokus dieser Veranstaltung. Ausführlich wurden die
regulatorischen Besonderheiten sowie die spezifischen biometrischen und
methodischen Aspekte derartiger Studien bzw. Prüfungen diskutiert. Im Ergebnis
herrschte Konsens darüber, dass ein vehementer Bedarf an regelmäßigem Austausch
zu diesem Themenkomplex besteht.
IT-Konzepte, Datenschutz
und Langzeitarchivierung in der
klinischen Forschung

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Session IT-Konzepte für die Klinische Forschung – Jens
Schwanke (Abteilung Medizininformatik, Universität Göttingen) berichtet über in
der TMF abgestimmte Anforderungen an Probandenmanagementsysteme.
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Im
wissenschaftlichen Programm der Tagung gab es vielerlei Bezüge zu den Arbeiten und
Themen der Arbeitsgruppen in der TMF, insbesondere zahlreiche Beiträge zu IT-Konzepten
für die klinische Forschung und zum Datenschutz in der klinischen Forschung. So
wurden aktuelle Arbeiten zur datenschutzkonformen Umsetzung einer Cloud-Architektur
für das Probandenmanagement aus dem BMWi-geförderten Projekt cloud4health vorgestellt.
Aber auch die vielfältigen Weiterentwicklungen und Anwendungsszenarien der
TMF-Pseudonymisierungswerkzeuge fanden sich im Tagungsprogramm. In vertiefenden
Workshops konnten Details zu rechtlichen Grundlagen, Anonymisierung und
Pseudonymisierung sowie zu den aktuell weiterentwickelten Generischen
Datenschutzkonzepten vermittelt werden.
Als praktische
Hilfestellung für die Erstellung von Patienteninformationen und
Patienteneinwilligungserklärungen wurde der TMF Software Wizard vorgestellt. Ein weiterer
Workshop beleuchtete die rechtlichen und praktischen Grundlagen zur elektronischen
Archivierung von Patientenakten und Studienunterlagen und vermittelte die
unlängst veröffentlichten gemeinsamen Empfehlungen hierzu von KKSN, GMDS, TMF
und Landes- und Bundesbehörden.
Interoperabilität
Eine eigene Session widmete sich den aktuellen Standards von
Datenmodellen in der medizinischen Dokumentation und Forschung. Der Fokus lag dabei auf offenen Datenmodellen
und deren Bedeutung für die semantische Interoperabilität. Dies bildete den
Ausgangspunkt zu einem interaktiven Workshop zur Einführung in die Strukturen verschiedener
Datenmodelle. Die Teilnehmer erstellten anschließend unter Anleitung auch eigene
Dokumente.

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Austausch der Teilnehmer und Ausstellung im Foyer
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Tagungsort: Hörsaalzentrum der Universität Lübeck
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Fachlicher Austausch
zwischen Gematik und Medizinformatik
In einer der abschließenden Sessions präsentierte Prof. Dr.
Arno Elmer, Hauptgeschäftsführer der Gematik, mit seinen Mitarbeitern den
aktuellen Stand des Aufbaus der Telematikinfrastruktur im Gesundheitswesen in
Deutschland. Gemeinsam mit Fachvertretern der Medizinischen Informatik wurde
diskutiert, wie die Telematikinfrastruktur für weitere Anwendungen genutzt und ein
fachlicher Austausch mit der Medizininformatik etabliert werden kann. Dieser
Dialog soll unter Einbeziehung der TMF zu Fragen der Forschungs-IT fortgesetzt
werden.
Preisverleihung „Medizininformatik-Team des Jahres“
Die
GMDS hat erstmals einen neuen, mit 1000€ dotierten Preis vergeben: Als beste
Arbeits- oder Fachgruppe in der Medizininformatik wurde die GDMS-Arbeitsgruppe
„Nutzung von elektronischen Patientenakten für die klinische Forschung (Secondary Use/Single Source)" ausgezeichnet (siehe TMF-News vom 05.09.2013).

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TMF-Geschäftsführer Sebastian C. Semler
nimmt
stellvertretend für die Arbeitsgruppe „Nutzung von
elektronischen
Patientenakten für die klinische Forschung“ der GMDS den neu
eingeführten
GMDS-Preis für das „Medizininformatik(MI)-Team des Jahres“
entgegen, überreicht von der Jury-Vorsitzenden Prof. Dr. Ursula
Hübner (Professorin für Krankenhausinformatik und
Quantitative Methoden an der
Fachhochschule Osnabrück).
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Nächstes Jahr in Göttingen
Der
gestiegene Stellenwert der Fragestellungen rund um IT-Infrastrukturen und
Methoden für die medizinische Forschung bei der GMDS zeigt sich auch daran, dass
diese Thematik Schwerpunkt der nächsten Jahrestagung sein wird: Unter dem Leitthema „Big Data und
Forschungsinfrastruktur – Perspektiven für die Medizin“ lud Prof. Dr. Otto
Rienhoff (Universität Göttingen) auf der
GMDS-Mitgliederversammlung offiziell zur 59.
GMDS-Jahrestagung vom 7.–11.
September 2014 nach Göttingen
ein.
Weiterführende Informationen
- Website der GMDS-Jahrestagung 2014
- Ankündigungsflyer zur GMDS-Jahrestagung 2014
- Pressemitteilung der GMDS vom 9. September 2013