Auf einem Bierdeckel zusammengefasst: Patientensicherheit und Datenintegrität
Hohe Anforderungen an medizinische Forschung mit Patienten – verlässliche und langfristig verfügbare Infrastrukturen sind notwendig
Am TMF-Jahreskongress 2013 im DKFZ in Heidelberg nahmen rund 200 medizinische Forscher teil.
21.03.2013.
Um die Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten von Erkrankungen voranzubringen,
ist medizinische Forschung mit Patienten unerlässlich. Sie ist aber auch sehr
aufwändig, da die Anforderungen an die Qualität der Daten hoch und zahlreiche Vorgaben
zu beachten sind. Den Sinn des großen Aufwands könne man auf einem Bierdeckel
zusammenfassen: Patientensicherheit und Datenintegrität, so eine Referentin beim
5. TMF-Jahreskongress, der am 13. und 14. März 2013 mit rund 200 Teilnehmern am
Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg stattfand. Einigkeit
bestand darüber, dass diese Anforderungen langfristig verfügbare
Infrastrukturen erfordern und dass es hierfür entsprechende wissenschaftliche
Anreize geben muss.
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Prof. Dr. Guido Adler
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Gerade
auch angesichts der steigenden Datenmengen in der Forschung – Stichwort „Big
Data“ – stehen insbesondere die Universitätskliniken vor großen technologischen
wie organisatorischen Herausforderungen, wie Prof. Dr. Guido Adler, Ärztlicher
Direktor am Universitätsklinikum Heidelberg, betonte. Und wer heute nicht in
den Aufbau einer großen Biobank investiere, werde in einigen Jahren als
Forschungsstandort bedeutungslos sein. Die TMF spiele dabei als unterstützender
Einrichtung und Ort für den Erfahrungsaustausch zwischen den Forschern eine
wichtige Rolle.
Öffentliche Grundfinanzierung nötig
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Prof. Dr. Antje Boetius
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Prof. Dr. Gert G. Wagner
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Prof.
Dr. Antje Boetius (Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung) als
Vertreterin des Wissenschaftsrates betonte, dass ein rascher Zugang zu
Forschungsdaten und deren langfristige Verfügbarkeit
wesentliche
Erfolgsfaktoren für den wissenschaftlichen Fortschritt sein werden. Der Aufbau
und Betrieb der entsprechenden Infrastrukturen brauche allerdings eine
öffentliche Grundfinanzierung. Die Erwartung, dass die Anforderungen über reine
Selbstorganisation der Wissenschaft gelöst werden könnten, greife zu kurz.
Prof.
Dr. Gert G. Wagner (Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten) monierte, dass es für
die Arbeit der Datenproduzenten zu wenig Anreize gebe, was im schlimmsten Falle
dazu führe, dass die Produktion sinnvoller Forschungsdaten unterbleibe. Es
müssten Dokumentations- und Zitationsregeln, Strategien zur
Langzeitarchivierung und Metadatenportale entwickelt werden. Er empfehle, mit
den Verlagen und Bibliotheken als Archivierungs- und Zugangsspezialisten in
Diskurs zu treten und sie systematisch in die weitere Entwicklung einzubeziehen.
Perverse Anreize schaffen paradoxe Effekte

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Prof. Dr. Dr. h.c. Margit Osterloh
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Prof. Dr. Otto Rienhoff moderierte
die Schwerpunktsession am ersten
Kongresstag.
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Die
Einführung marktlicher Mechanismen in die Wissenschaft habe versagt, erläuterte
Prof. Dr. Dr. h.c. Margit Osterloh (Universität Zürich und University of
Warwick) in ihrem Vortrag. Forschung sei ein vorwiegend öffentliches Gut, das
durch fundamentale Unsicherheit über den zu erwartenden Erfolg gekennzeichnet
sei.
Peer
Reviews oder Rankings, die als Marktersatz fungierten, seien nicht zuverlässig
genug, so Osterloh. Zwar könne man die Qualität dieser Verfahren verbessern,
wenn auch zu hohen Kosten, dennoch schüfen sie mit perversen Anreizen paradoxe
Effekte im Wissenschaftssystem: So käme es auf der individuellen Ebene
beispielsweise zu Motivationsverschiebungen, wenn das ursprüngliche Streben
nach wissenschaftlicher Erkenntnis in ein Streben nach Veröffentlichungen oder
Erfolg bei Rankings mutiere. Auf institutioneller Ebene seien unter anderem
Lock in-Effekte zu beobachten, die nicht zuletzt dazu führen könnten, dass
überwiegend Mainstream-Forschung gefördert würde. Insgesamt habe sich gezeigt,
dass dort, wo die Informationsasymmetrie groß sei, pauschale
Bewertungsverfahren besser geeignet seien als exakte Verfahren.
„Brückenköpfe“ verknüpfen Systeme an verschiedenen Standorten
Verschiedene
Vorträge machten an konkreten Beispielen deutlich, was unter Infrastrukturen in
der biomedizinischen Forschung verstanden werden kann:
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Prof. Dr. Frank Ückert
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Manuela Müller-Gerndt
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So
baut das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) eine
gemeinsame Kommunikationsplattform auf, die als „Brückenkopf“ die
unterschiedlichen IT-, Biobanken- und Studiensysteme der verschiedenen
Standorte verknüpfen soll, wie Prof. Dr. Frank Ückert (Universitätsklinikum
Mainz) darstellte. Ähnliche Konzepte werden derzeit auch in den anderen
Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung aufgebaut. In einem Workshop kurz
vor Kongressbeginn hätten Vertreter der Zentren vereinbart, den Prozess nicht
weiter zu steuern. Die Konzepte sollten sich über ihre Qualität verbreiten.
Aus
der Perspektive der Industrie berichtete Manuela Müller-Gerndt (IBM) über die
Entwicklung des Supercomputers IBM Watson, der als kognitives System helfen
soll, der zu erwartenden Datenflut zu begegnen. Für den Healthcare-Bereich solle
es die evidenzbasierte Medizin unterstützen. Man stehe hier allerdings erst am
Anfang: erste Ansätze gebe es bereitsin der Onkologie. Ohne die Mitwirkung der
Forscher sei so ein Werkzeug jedoch nicht zu entwickeln.
Zentrale Plattformen für die Genomforschung

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Dr. Silke Argo, Dr. Valérie Gailus-
Durner, PD Dr. Stefan Wiemann
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Eine ganze Reihe von Infrastrukturen ist im Nationalen Genomforschungsnetz (NGFN) aufgebaut
worden: von einer Sequenzier-Plattform über Biobanken und Methodenzentren bis
hin zur Deutschen Mausklinik, wie Dr. Silke Argo, die Leiterin der
NGFN-Geschäftsstelle, ausführte.
Dr.
Valèrie Gailus-Durner (HelmholtzZentrum München) stellte die Mausklinik als
eine Open access-Plattform für die wissenschaftliche Community vor. Die
Mausmodelle (transgene Mäuse, Knockout-Mäuse etc.) werden unter
standardisierten Bedingungen für die Erforschung von Krankheiten systematisch
charakterisiert. Über das vom NGFN geförderte Europäische Mausmutanten-Archiv
werden derzeit 2.900 Mausmodelle vorgehalten und weltweit verteilt.
PD
Dr. Stefan Wiemann (DKFZ) berichtete unter anderem über die Genomics and
Proteomics Core Facility am DKFZ, die einige der Kongressteilnehmer am Morgen
bereits hatten besichtigen können. Auch diese Strukturen stehen der
Forschergemeinschaft zur Verfügung.
Biobanking wird eine wissenschaftliche Disziplin
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Prof. Dr. Daniel Strech
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Prof. Dr. Fay Betsou
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Biobanken in Deutschland haben im internationalen Vergleich Nachholbedarf beim „Public
Involvement“. Entsprechende Aktivitäten, die über die reine Information
hinausgingen, seien notwendig, um auch langfristig das Vertrauen der Bevölkerung
in die Biobanken-Forschung zu stärken und zu sichern, wie Prof. Dr. Daniel
Strech (Medizinische Hochschule Hannover) darlegte. Allerdings gebe es noch
zahlreiche methodische Herausforderungen und es sei dringend erforderlich, die
Maßnahmen begleitend zu evaluieren.
Biobanking
entwickelt sich derzeit von einer Aktivität von Wissenschaftlern zu einer
wissenschaftlichen Disziplin. Entsprechend notwendig seien Fortbildungs- und
Trainingsprogramme, so Prof. Dr. Fay Betsou (Integrated Biobank of Luxembourg).
Dies betreffe das Personal, das direkt in der Biobank arbeite, ebenso wie die
Kliniker, Studienschwestern oder Forscher, die ebenfalls mit den Materialien
arbeiten. Die Organisation ISBER, deren President-Elect Betsou derzeit ist,
habe hierzu Tools und Maßnahmen entwickelt.
Die Qualität der Daten hängt von der Qualität der Materialien ab

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Prof. Dr. Michael Neumaier
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Dr. Esther Herpel
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Die
Qualität der Daten in der Biobanken-Forschung hängt maßgeblich von der Qualität
der gelagerten Materialien ab. Allerdings sei für den Bereich der Flüssigproben
eine ernsthafte Qualitätssicherung in der Phase der Präanalytik derzeit noch
„eine Büchse der Pandora“, so Prof. Dr. Michael Neumaier (Medizinische Fakultät
Mannheim der Universität Heidelberg). SOPs, Analytik und Kryotechnologie
funktionierten bisher keinesfalls befriedigend. Notwendig sei eine
Qualitätskartierung der Biobanken-Landschaft, um die Prozesse und Archive
optimieren zu können.
Auch
für Gewebeproben ist eine Qualitätskontrolle bei der Gewinnung, Einlagerung,
Verarbeitung und Weitergabe der Proben unerlässlich. Wie Dr. Esther Herpel
(Universitätsklinikum Heidelberg) erklärte, muss entschieden werden, ob die
Qualitätskontrolle histologisch oder molekularpathologisch erfolgt und welche
der Informationen dem Empfänger der Proben zur Verfügung gestellt werden sollen.
Der von ISBER entwickelte SPREC-Code sei eine gute Möglichkeit, die
Vergleichbarkeit der Qualität von Proben darzustellen.
Neue EU-Verordnung zu klinischen Studien ist in
Vorbereitung
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Insa Bruns
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Im
Sommer 2012 hat die Europäische Kommission den Entwurf einer „Regulation on
clinical trials on medicinal products for human use, and repealing Directive
2001/20/EC“ vorgelegt. Durch die Umwandlung der Richtlinie in eine Verordnung
solle ein einheitlich gültiger Rechtsrahmen für alle Mitgliedstaaten für die
Genehmigung klinischer Prüfungen geschaffen werden, wie Insa Bruns (KKS
Netzwerk) berichtete.
Neu
sei insbesondere, dass die Antragsunterlagen künftig über ein zentrales Portal
eingereicht werden könnten und dass es nur noch ein einheitliches Antragsdossier
geben werde. Überdies sei die Einführung eines risikobasierten Ansatzes für
bereits zugelassene Prüfpräparate geplant. Gerade für die akademische Forschung
gebe es einige sehr kritische Amendments der Ausschüsse. Bis April 2013 gebe es
noch die Möglichkeit Einfluss zu nehmen, wobei insgesamt noch mit einem
längerwierigen Gesetzgebungsverfahren zu rechnen sei.
Der Sponsor hat viele Aufgaben – und alle müssen erfüllt werden

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Dr. Steffen Luntz
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Täglich
wird weltweit mindestens eine wissenschaftliche Publikation von einer Fachzeitschrift
zurückgerufen – immer verbunden mit einem Reputationsverlust für die jeweiligen
Autoren, aber auch für die Institution, der sie angehören. Indem sie Forschung
am Standort zulasse, übernehme die Universität entsprechend bereits eine große
Verantwortung. Darauf wies Dr. Steffen P. Luntz (KKS Heidelberg) hin. Wenn die
Einrichtung für die am Standort geleiteten Investigator Initiated Trials (IITs)
die Sponsor-Funktion übernehme, habe sie auch die Möglichkeit, die
Studiendurchführung zu kontrollieren und Fehlverhalten zu verhindern. Hierfür
seien entsprechende Strukturen innerhalb der Fakultät oder des Klinikums
notwendig. Häufig delegierten die Fakultäten beispielsweise konkrete
Sponsoraufgaben an den Studienleiter und weitere Partner im Klinikum wie
beispielsweise ein KKS.
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Dr. Christine Georgias
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So
komplex die Verantwortung des Sponsors auch ist, die übergeordneten Ziele der
Sponsorfunktion gemäß Good Clinical Practice (GCP) passen auf einen Bierdeckel:
Patientenschutz und Datenintegrität. Es helfe, sich dies angesichts der
Vielzahl von Aufgaben – „und alle müssen erfüllt werden“ – immer wieder vor
Augen zu führen, so Dr. Christine Georgias (Universität zu Köln). Sie stellte
das „Kölner Sponsor-Modell“ für multizentrische Studien vor, an dem sich auch
andere Universitäten mittlerweile orientierten. Nach diesem Modell delegiert
die Universität als Sponsor die Sponsoraufgaben an das (Forschungs-)Dekanat mit
einer eigenen Qualitätssicherungsabteilung und an das ZKS Köln. Studienleiter
müssen entsprechend an die Universität einen Antrag auf Sponsorübernahme
stellen, anhand dessen die Studienrisiken überprüft werden.
Risikoabwägung ist eine gesellschaftliche Frage
Dual
use-Potenzial von Material, Technologie oder Wissen ist immer dann gegeben,
wenn neben dem ursprünglichen „guten“ Verwendungszweck auch ein Einsatz zum
Schaden von Menschen, Tieren, Pflanzen oder Umwelt möglich ist. „Fast alles
erfüllt diese Kriterien“, erläuterte Dr. Christine Uhlenhaut
(Informationsstelle des Bundes für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene
am Robert Koch-Institut) in der Evening Lecture, mit dem das Programm des
ersten Kongresstages endete. Relevant sei das Phänomen nur, wenn die
Technologien oder das Wissen direkt missbraucht werden könnten und ein
signifikantes Schadenspotential hätten.
Wie die aktuelle Diskussion um die
Vogelgrippe-Forschung gezeigt hat, geraten Forscher und Regierungen hier
schnell in ein Dilemma: Die einen, weil sie möglicherweise für Taten Dritter
verantwortlich sein könnten, die anderen, weil sie Verantwortung tragen für die
Sicherheit und Gesundheit der Bevölkerung. Wie man mit dem Risiko eines
Forschungsvorhabens umgehe, sei eine gesellschaftliche Frage, die viel mit den
ethischen Prinzipien und Werten des jeweiligen Kulturkreises zu tun habe, so
Uhlenhaut. Bei der Risiko-Nutzen-Abwägung müsse man auch die Frage stellen,
welche Folgen die Nicht-Durchführung des Projektes hätte, weil man
beispielsweise auf bioterroristische Angriffe nicht ausreichend vorbereitet
sei.
Neue Publikationsformen in der Wissenschaft befördern Transparenz
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PD Dr. Sönke Bartling
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Mit
der traditionellen Publikationskultur in der Forschung gelangen überwiegend nur
die positiven Ergebnisse in den Kreislauf der Wissenschaft. Negative Resultate
werden nicht veröffentlicht, viele Ideen für Forschungsvorhaben gar bereits in
der Ideenphase verworfen. Die neuen, internetbasierten Publikationsformen böten
hier eine hilfreiche Ergänzung, erläuterte PD Dr. Sönke Bartling (DKFZ) in
seiner Keynote zu Online Social Networks und neuen Publikationsformen in der
medizinischen Wissenschaft. Denkbar sei auch eine Entwicklung hin zu
dynamischen wissenschaftlichen Publikationen, die mit neuen Ergebnissen
fortlaufend angepasst werden könnten.
Studien und Register künftig parallel führen

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Dr. Gabriele Dreier
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Der
Publication Bias, der entsteht, weil über negative Resultate zu wenig berichtet
wird, war auch der Anlass für die Etablierung des Deutschen Registers
Klinischer Studien (DRKS). Klinische Studienregister würden von vielen
Beteiligten im Forschungsprozess, von Behörden und
Forschungsförderinstitutionen sowie auch von Patienten genutzt, erläuterte Dr.
Gabriele Dreier (Universitätsklinikum Freiburg). Das DRKS, das auch
Primärregister der WHO ist, nimmt nicht nur Arzneimittelstudien auf, sondern
auch alle anderen Studienarten. Zwischen den verschiedenen nationalen und
internationalen Registern würden die Daten ausgetauscht. Seit 2012 könne man
den Registereintrag auch gleichzeitig mit dem Antrag bei der Ethikkommission
vornehmen, womit Extra-Aufwand für die Registrierung entfalle.
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Prof. Dr. Prof. h.c. Edmund Neugebauer
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Neben klinischen Studien gewinnen auch klinische
Register zunehmend an Bedeutung. Prof. Dr. Edmund Neugebauer (Universität
Witten-Herdecke) plädierte dafür, Studien und Register künftig parallel zu
führen. Register könnten neben den Studien wertvolle zusätzliche Informationen
für die Qualitätssicherung von Behandlungen sowie Anhaltspunkte auf den Nutzen
oder Schaden von Interventionen liefern. Allerdings komme es auch bei den
Registern auf die Qualität an – bisher sei die Heterogenität groß und das Feld
unübersichtlich. Neben den Methodenpapieren des Deutschen Netzwerks Versorgungsforschung (DNVF) sei deshalb nun geplant, in einem TMF-Projekt
gemeinsam ein Register für Register aufzubauen und einen Leitfaden für Gute
Register-Praxis zu erarbeiten.
Internetplattformen erleichtern den Austausch von Proben

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Dr. Nils Kley
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Dr. Roman Siddiqui
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Das
Datenbank-Internetportal der Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen
dagegen registriert Wissenschaftler und trägt damit zur Verknüpfung von
Einrichtungen und Projekten bei. Die Forscher könnten über das Portal auch
Proben, Zelllinien oder Erreger austauschen, so Dr. Nils Kley (Friedrich-Loeffler-Institut).
Aktuell seien 544 Wissenschaftlerprofile hinterlegt, und es würden mehr als
12.500 Proben angeboten.
Im
Deutschen Biobanken-Register sind aktuell 114 Biobanken registriert, von denen
86 Prozent krankheitsbezogen und etwa acht Prozent populationsbezogen
konzipiert sind. Dr. Roman Siddiqui (TMF) erläuterte, dass jede Biobank selbst
entscheiden könne, in welcher Detailtiefe sie ihre Ressourcen eingibt und damit
für andere Forscher sichtbar macht. Das System biete auch Schnittstellen zu
anderen Infrastrukturen. Das Register macht wichtige Ressourcen für die
biomedizinische Forschung öffentlich sichtbar.
Ein Meter Papierakten pro Bett und Jahr
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Gabriele Schwarz
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Pro
Krankenhausbett kommt jährlich etwa ein Meter an Papierakten zusammen, die nach
den verschiedenen rechtlichen Vorgaben für lange Zeiträume aufbewahrt werden
müssen. Die Lösung der damit einhergehenden Platzprobleme liegt für viele
Kliniken im ersetzenden Scannen. Gerade für Dokumente aus klinischen Studien
stelle sich dabei die Frage nach der GCP-gerechten Umsetzung der Vorgaben, berichtete Gabriele Schwarz (BfArM).
Gemeinsam
haben KKS-Netzwerk, GMDS, TMF und Behördenvertreter hierzu ein Eckpunktepapier
erstellt, das die regulatorischen Vorgaben darstellt und die Punkte für deren
Umsetzung beschreibt. Das Papier sei zur Veröffentlichung in deutsch- und
englischsprachigen peer reviewed Journals angenommen und werde in Kürze unter
anderem auch über die TMF-Website veröffentlicht, so Schwarz.
k-Anonymität und l-Diversität bieten Schutz vor Reidentifizierung

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Prof. Dr. Johann Eder
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Nicht
in allen Forschungsprojekten kann eine Anonymisierung durch Entfernen der
Identifikatoren eine Reidentifizierung einzelner Personen oder Proben ausschließen.
Entsprechendes Zusatzwissen vorausgesetzt, können möglicherweise auch aus
anonymen Datenbanken sensible Gesundheitsinformationen abgefragt werden. Dies
kann durch eine starke Vergröberung der medizinischen Daten mittels k-Anonymisierung und l-Diversität vermieden werden, wie Prof.
Dr. Johann Eder (Universität Klagenfurt) bei der Vorstellung des von ihm
entwickelten „Anon-Tools“ erklärte. Die Spezialität dieses Tools sei, dass der
Nutzwert der anonymisierten Daten spezifisch für die geplante Verwendung
optimiert werde. Die TMF werde das Tool in Kürze über ihre Website
bereitstellen.
Das geeignete Konstrukt, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln
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Prof. Dr. Michael Krawczak dankte
Dr. Silke Argo, Leiterin der NGFN-
Geschäftsstelle für ihre Initiative,
den TMF-Jahreskongress 2013
in Heidelberg durchzuführen.
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„Nach
wie vor gibt es viele Herausforderungen und Aufgaben für die gemeinsame Arbeit
der medizinischen Forscher unter dem Dach der TMF“, so fasste Prof. Dr. Michael
Krawczak, Vorstandsvorsitzender der TMF, seine Tagungseindrücke zusammen. Die
TMF sei das geeignete Konstrukt, um die Entwicklung von Lösungen zu planen und
umzusetzen. Er dankte den Referenten und dem Programmkomitee für ihre guten
Beiträge sowie dem NGFN und dem DKFZ, die als lokale Partner den Kongress
unterstützt hatten.
- Übersicht und Download der Vortragsfolien (unvollständig, freigegebene Präsentationen werden sukzessive ergänzt)
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Kongresswebsite